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Frankreich schaltet Reaktor 2 von AKW Fessenheim ab

© Adobe Stock / Fotolia© Adobe Stock / FotoliaParis, Münster - Nach der Abschaltung von Block 1 des Atomkraftwerks (AKW) Fessenheim im Februar 2020 ist auch der zweite Druckwasserreaktor des mit 43 Jahren ältesten französischen Kraftwerks abgeschaltet worden. Mittelfristig soll in der Region ein grünes Leuchtturmprojekt umgesetzt werden.

Der staatliche französische Energieversorger EDF hat gestern (29.06.2020) Block 2 des umstrittenen AKW Fessenheim endgültig vom Netz genommen. Während deutsche Politiker wie die umwelt- und atompolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen sowie Vertreter von Umweltinitiativen die Abschaltung begrüßen, kritisieren Beschäftigte und Anwohner die Maßnahme.

Fessenheim Block 2 geht nach über 40 Jahren Betriebszeit vom Netz
Um 23 Uhr wurde am gestrigen Montag (29.06.2020) Block 2 des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim mit einer Bruttoleistung von 920 MW endgültig vom Netz getrennt. Nach Abschaltung von Block 1 im Februar 2020 ist damit das AKW an der Grenze zu Baden-Württemberg endgültig vom Netz. Kritikern galt das 1977 in Betrieb genommene Kraftwerk schon seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko.

Ziel ist es nun, in der Region um das AKW Fessenheim im Zuge des Rückbaus der Anlage ein grenzübergreifendes Leuchtturmprojekt zu entwickeln. Dazu sollen in einem deutsch-französischen Wirtschaft- und Innovationspark Projekte im Bereich der grenzüberschreitenden Mobilität, Energiewende und Innovation umgesetzt werden. Nach Betreiberangaben wird der Rückbau des Kraftwerks selber allerdings noch Jahre dauern. Für die vorbereitenden Arbeiten der Demontage sind 5 Jahre angesetzt, der eigentliche Rückbau soll dann noch einmal 15 Jahre dauern.

Die Grünen: Fesseneheim-Stilllegung lässt nicht auf eine Abschaltungswelle hoffen
Die umwelt- und atompolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen Sylvia Kotting-Uhl MdB begrüßt die Abschaltung von Block 2, mahnt aber vor den Gefahren des von Frankreich vorgesehenen Rückbaukonzeptes. Mit der Abschaltung des Pannenreaktors in Fessenheim nehme das Risiko eines Atomunfalls an der deutschen Grenze deutlich ab. Vollständige Entwarnung bedeute das aber nicht. Die stark strahlenden Brennelemente müssten noch für mindestens drei Jahre vor Ort ständig gekühlt werden, so Kotting-Uhl, die mit Blick auf den langwierigen Rückbau fordert, das Land Baden-Württemberg und die Anwohner des nahegelegenen Freiburgs einzubinden. Zudem sollte Frankreich seine Pläne eines AKW-Recyclinghofes in Fessenheim „beerdigen“, die lange und gefährliche Atomtransporte durch das gesamte Land zur Folge hätten.

Kotting-Uhl befürchtet zudem, dass die Abschaltung von Fessenheim ein Einzelfall in Frankreich bleiben wird. Die versprochene Reduzierung des Anteils der Atomkraft am französischen Energiemix lasse weiter auf sich warten. Stattdessen habe die Regierung im vergangenen Jahr die Laufzeit von 70 Prozent ihrer Atommeiler über die vom Hersteller veranschlagten 40 Jahre verlängert, was das Unfallrisiko in Europa immens erhöhe.

Atomkraftwerkspark in Frankreich wird immer älter - Sicherheitsrisiken nehmen zu
Nach der Abschaltung von Fessenheim 1 und 2 sind in Frankreich derzeit noch 56 Atomkraftwerke zur Stromerzeugung in Betrieb, die teilweise schon über 40 Jahre alt sind. Insgesamt 43 französische Atomkraftwerke sind in der Zeit zwischen 1980 und 1990 ans Netz gegangen und erreichen bis spätestens 2030 diese Altersgrenze. Weil es in Frankreich keine Ersatzkapazitäten für die immer älteren Atomkraftwerke gibt, steigt das Risiko des Weiterbetriebs immer weiter an. Bis auf den Bau des kostenmäßig und auch vom Bauzeitenplan vollkommen aus dem Ruder laufenden AKW Flamanville wurde kein weiteres AKW-Neubauprojekt in Frankreich gestartet. Unklar bleibt daher, wie die sich abzeichnende Stromlücke in Frankreich geschlossen werden soll.

© IWR, 2020


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