Windenergie und Vogelschlag: Antikollisionssystem Identiflight überzeugt auch beim Schutz von Seeadlern
© E3 IDF GmbHHamburg - Technische Systeme zur bedarfsgerechten Abschaltung von Windenergieanlagen, die das Kollisionsrisiko windenergiesensibler Vogelarten minimieren, stellen aus Sicht des Vogelschutzes eine Option für den Ausbau der Windenergie dar. Mit dem System Identiflight wurde nun ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht.
Antikollisionssysteme können durch bedarfsgerechte Abschaltungen gegenüber pauschalen Abschaltungen neben dem Schutz von Vögeln auch dazu beitragen, die Abschaltzeit von Windenergieanlagen und Windparks zu reduzieren. Das in den USA entwickelte, kamerabasierte Antikollisionssystem Identiflight ist einer aktuellen Studie zufolge neben dem Schutz von Rotmilanen auch für Seeadler geeignet.
Offizieller Abschlussbericht präsentiert positive Validierungsergebnisse
Im Fokus der Entwicklung von artspezifischen Bilderkennungsalgorithmen zur bedarfsgesteuerten Abschaltung von Windenergieanlagen im Zusammenhang mit dem Schutz von Vögeln stehen in Deutschland insbesondere die Arten Rotmilan und Seeadler. Das erste anerkannte Antikollisionssystem zur Vermeidung eines signifikant erhöhten Kollisionsrisikos für Rotmilane an Windenergieanlagen (WEA), das System Identiflight, ermöglicht nach einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Studie auch den wirksamen Schutz von Seeadlern.
Die Studie „IdentiFlight als Schutzmaßnahme für den Seeadler (Haliaeetus albicilla)" wurde im Jahr 2021 an vier unterschiedlichen Windenergiestandorten in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Unter der technischen Projektüberwachung und Qualitätssicherung des TÜV Nord wurde Identiflight nach den empfohlenen Untersuchungsstandards des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) von den unabhängigen Gutachterbüros ARSU GmbH und OekoFor GbR untersucht und validiert. Damit ist die Validierungsphase des Systems für den Seeadler abgeschlossen.
Die Ergebnisse überzeugen: Mit mehr als 1.000 m Erfassungsreichweite, einer Erfassungsrate von 87,2 Prozent und einer Klassifizierungsrate von 97,8 Prozent ist Identiflight in der Lage, das Kollisionsrisiko von Seeadlern bei Annäherung an WEA effektiv und zuverlässig zu senken.
Die mit der Validierung betrauten Gutachter und Experten, Dr. Marc Reichenbach und Dr. Hendrik Reers, kommen in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass Identiflight in Bezug auf den Seeadler in gleicher Weise wie für den Rotmilan die Anforderungen des KNE und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) an die Wirksamkeit von Antikollisionssystemen übererfüllt. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass nunmehr die Voraussetzungen für eine Anerkennung des Identiflight-Systems als Schutzmaßnahme auch für den Seeadler fachlich und rechtlich gegeben sind, so die Gutachter.
Das System ermöglicht laut Gutachten eine bedarfsgerechte Abschaltung, im Gegensatz zu einer zeitweisen pauschalen bzw. phänologiebedingten Abschaltung. Dies ist vor allem beim Seeadler besonders vorteilhaft, weil auch in vergleichsweise hochfrequentierten Flugkorridoren nur mit wenigen Flugbewegungen pro Tag zu rechnen ist, die darüber hinaus schwierig zu prognostizieren sind. Eine bedarfsgerechte Abschaltung bietet daher nach Einschätzung der Gutachter den effizienteren Seeadlerschutz und mindert zudem die Stillstandzeiten der WEA.
Validierungsberichte für weitere kollisionsgefährdete Vogelarten in Erarbeitung
Bereitgestellt und weiterentwickelt wird das Identiflight-System in Deutschland von der e3 IDF GmbH, einer Tochter der Wpd AG. Nach den positiven Validierungsergebnissen für Rotmilan und Seeadler geht man bei dem Unternehmen von einem steigenden Interesse aus. „Bereits jetzt haben wir mehrfach positive Signale aus den Ländern erhalten, dass Identiflight auf der Grundlage des erbrachten Nachweises als Schutzmaßnahme für den Seeadler eingesetzt werden kann und oftmals die einzige effiziente Möglichkeit darstellt, um das Kollisionsrisiko im Einzelfall für den Seeadler wirksam zu reduzieren“, so Maria Rohde von der e3 IDF GmbH. Um speziell auf die Anforderungen einzelner Vorhaben abgestimmte Lösungen bieten zu können, arbeitet das Unternehmen daran, Validierungsberichte zur Erkennung von weiteren kollisionsgefährdeten Brutvogelarten zügig veröffentlichen zu können.
„Wir sind davon überzeugt, dass durch Identiflight der bestehende artenschutzrechtliche Konflikt in vielen Fällen effizient gelöst werden kann. Nach den bisherigen mehrjährigen Erfahrungen sind durch den Einsatz von Identiflight und der damit ermöglichten bedarfsgerechten Abschaltung von WEA geringe Abschaltverluste zu erwarten, die in der Regel weit unter den gesetzlich gedeckelten 3 Prozent Betriebszeit liegen“, so Rohde weiter.
© IWR, 2023
Mehr Nachrichten und Infos aus der Regenerativen Energiewirtschaft
Windenergie-Ausbau und Artenschutz: BWE kritisiert Fachkonzept Habitatpotentialanalyse - substanzielle Nachbesserungen erforderlich
Windenergie Ausbau: BDEW und BWE legen Vorschlag für Habitatpotenzialanalyse vor
1. Windgipfel 2023 soll Ausbau der Windenergie an Land beschleunigen
Rhein-Sieg Netz GmbH sucht Leiter Fachbereich Netzdokumentation (m/w/d)
Original PM: VSB startet Bau des Repowering-Windparks Elster: Transformation der Windenergie in Europa
Entwicklung des Windenergiemarktes in Deutschland (aktuell und historisch inkl. Bundesländer- und Daten von Kommunen) auf www.windbranche.de
Rhein-Sieg Netz GmbH sucht Leiter Fachbereich Netzdokumentation (m/w/d)
Abwärtsspirale ungebrochen: Gaspreise brechen seit Rekordhoch 2022 um 90 Prozent ein08.05.2023
Pressemappen - mit Original-Pressemitteilungen