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Grünes Licht für Bau von bundesweitem Wasserstoff-Kernnetz

© Adobe Stock© Adobe StockMünster - Die Bundesnetzagentur hat grünes Licht für das Wasserstoff-Kernnetz gegeben. Insgesamt enthält das Netz 9.040 Kilometer an Leitungen, die sukzessiv bis 2032 in Betrieb gehen sollen. Das Kernnetz dient dem überregionalen Transport von Wasserstoff. Bereits 2025 sollen erste Leitungen in Betrieb gehen, der weitere Aufbau ist dann schrittweise bis zum Zieljahr 2032 geplant.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat den von den Fernleitungsnetzbetreibern am 22. Juli 2024 eingereichten Kernnetzantrag nach Prüfung und Konsultation genehmigt. Das Kernnetz soll zentrale Wasserstoff-Standorte in allen Bundesländern miteinander verbinden, von Erzeugungszentren und Importpunkten über Speicher bis zu künftigen Abnehmern in Industrie und Kraftwerken. Insbesondere aus Baden-Württemberg gibt es aber Kritik am derzeitigen Zuschnitt des Netzes.

Wasserstoff-Kernnetz genehmigt: Aufbau der Zukunftsinfrastruktur kann beginnen
Das von der Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigte Kernnetz umfasst Leitungen mit einer Gesamtlänge von 9.040 Kilometern, wovon rund 60 Prozent der Leitungen vom bisherigen Erdgas-Betrieb umgestellt und die übrigen neu gebaut werden sollen. Im Zieljahr 2032 wird die Einspeiseleistung nach den Planungen bei 101 GW und die Ausspeiseleistung 87 GW liegen.

Mit der Genehmigung können die Pläne aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz jetzt zügig Realität werden. Ab 2025 sollen erste Wasserstoff-Leitungen in Betrieb gehen. Zunächst werden vor allem Umstellungsleitungen in Betrieb genommen. Dabei stellt die Planung der BNetzA sicher, dass nur Erdgasleitungen auf Wasserstoff umgestellt werden, die nicht mehr für den Erdgastransport benötigt werden.

Da ein Großteil der künftigen Wasserstoffnachfrage in Deutschland über Importe gedeckt werden wird, sind 13 Grenzübergangspunkte in europäische Nachbarländer vorgesehen. Insgesamt planen die Fernleitungsnetzbetreiber, 18,9 Mrd. Euro bis zum Zieljahr 2032 zu investieren.

Die Leitungen des Kernnetzes sollen privatwirtschaftlich gebaut und betrieben werden und durch die Entgelte der Nutzer finanziert werden. Da es jedoch am Anfang relativ wenige Abnehmer geben wird, können die Investitionskosten nicht voll auf die Nutzer umgelegt werden - daher werden die Netzentgelte gedeckelt. Ein Amortisationskonto sorgt dafür, dass die Mindereinnahmen der ersten Phase durch spätere Mehreinnahmen ausgeglichen werden. Zudem enthält das Finanzierungskonzept eine finanzielle Absicherung des Bundes gegen unvorhersehbare Entwicklungen.

Im Rahmen der alle zwei Jahre stattfindenden Netzentwicklungsplanung für Gas und Wasserstoff soll das Kernnetz weiterentwickelt werden. Neue oder geänderte Bedarfe und Verfügbarkeiten werden dabei berücksichtigt. Im Rahmen der Netzentwicklungsplanung kann das Netz auch erweitert werden, wenn entsprechende Bedarfe bestehen.

"Das Wasserstoff-Kernnetz setzt ein entscheidendes Signal für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Denn es ist Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf und damit für die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland“, so Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck.

BDEW: Wichtiges Signal für Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes als Meilenstein auf dem Weg in eine Wasserstoffwirtschaft und ein wichtiges Signal für alle, die künftig Wasserstoff erzeugen oder nutzen möchten.

„Denn nur mit einem gut ausgebauten Netz kann der Wasserstoffhochlauf gelingen. Da sinnvollerweise für 60 Prozent des Wasserstoffkernnetzes Leitungen des bestehenden Gasnetzes genutzt und umgestellt werden können, kann der Bau ressourcenschonend und zügiger umgesetzt werden“, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae.

Aus der Perspektive des BDEW ist es richtig, mit einem ehrgeizigen Kernnetz auf Ebene der Transportleitungen zu starten. Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, müssen im nächsten Schritt die Rahmenbedingungen für die Leitungen vom Kernnetz zum Kunden, die Verteilnetze, festgelegt werden.

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Aiwanger: Wasserstoff-Autobahn nur Startschuss
Für Bayern Wirtschafts- und Energieminister Aiwanger trägt das Kernnetz auch zur Lösung des Henne-Ei-Problems beim Wasserstoff bei. Es sei für alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette von enormer Bedeutung, nicht nur für die Gasnetzbetreiber. Jetzt komme es auf eine rasche Realisierung des Projekts an.

Der Minister betont, dass das Kernnetz mit seiner Funktion als „Wasserstoff-Autobahn“ nur der Startschuss sein kann. In einem zweiten Schritt ist der bereits gestartete reguläre Prozess zur gemeinsamen Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff relevant. Dabei stehe der flächendeckende und bedarfsgerechte Anschluss der Regionen an das Kernnetz im Fokus.

„Am Ende muss der Wasserstoff künftig auch zum Kunden - der sogenannte Gasnetz-Gebietstransformationsplan schlägt hier die Brücke zum Verbraucher und in die Fläche. Der Bund muss hier zwingend mit adäquaten Anreizen unterstützen, nicht zuletzt, um alle Projekte in eine verbindliche Umsetzungsphase zu überführen“, so Aiwanger dazu.

Baden-Württemberg sieht politischen Handlungsbedarf zum Ausgleich von Nord-Süd-Schieflage
Deutliche Kritik an der Genehmigung des Kernnetzes kommt dagegen aus Baden-Württemberg. Nach Einschätzung des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung bedeuten die Pläne für Baden-Württemberg einen herben Tiefschlag: Bei 20 Prozent Industrieleistung, 15 Prozent Wirtschaftskraft und 10 Prozent Bundesfläche sollen gerade einmal rund 5 Prozent der Wasserstoff-Leitungen in den Südwesten kommen, kritisiert er und fordert eine Beseitigung der Nord-Süd-Schieflage. Notwendig sei ein Wasserstoff-Netz, das ohne Schlagseite alle wichtigen Wirtschaftsregionen erreiche.

Ähnlich kritisiert auch der Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) Dr. Jan Stefan Roell die Planungen. Er blicke mit großem Unverständnis auf den vorgestellten finalen Plan für das bundesweite Wasserstoff-Kernnetz, so Roell. Trotz konkreter Hinweise, die in die Konsultationen eingespielt wurden, bleibe das Bild unverändert: Der Plan steche mit vielen weißen Flächen im Südwesten Deutschlands hervor. „Eine rechtzeitige, bedarfsgerechte Wasserstoffversorgung aller nachfragenden Regionen im Südwesten ist standortentscheidend. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen im Land“, so Roell.

© IWR, 2024


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