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Bayerischer Windatlas sorgt für Furore: Seehofer contra Aigner

München - Die Bayerische Wirtschafts- und Energieministerin Ilse Aigner (CSU) hat den neuen Bayerischen Windatlas vorgestellt und den Bürgermeistern, Landräten und regionalen Planungsverbänden ihres Landes zugeschickt. Doch scheinbar hat es um diesen Windatlas zuvor einigen Wirbel gegeben, denn CSU-Chef Horst Seehofer soll damit so seine Probleme gehabt haben.

Aigner erklärte bei der Vorlage des Windatlasses: „Wir geben jetzt jeder Gemeinde ein Werkzeug in die Hand, um Vor- und Nachteile neuer Windräder unaufgeregt und sachlich zu diskutieren, eine Planungshilfe also. Der Windatlas ist einzigartig, den gibt es so nirgends. Windkraft ist ein wichtiger Pfeiler auf dem Weg zu einem grünen Bayern, natürlich nur energiepolitisch.“

Seehofer will keine Wind-Debatte vor Europawahl
Doch scheinbar ist es im Vorfeld der Präsentation des Windatlasses nicht ganz so unaufgeregt und sachlich zugegangen: Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) in einem Online-Beitrag von Mittwochvormittag schreibt, passte Bayerns Ministerpräsident Seehofer die Vorstellung des Atlasses gar nicht. Als Aigner demnach im Kabinett die Windatlas-Vorstellung angekündigt habe, hätte Seehofer ihr diesen Plan zunächst verboten, berichtete die SZ unter Berufung auf Sitzungs-Teilnehmer. Der CSU-Chef wolle eine Wind-Debatte vor der Europawahl unbedingt vermeiden. Im Anschluss soll Seehofer die Angelegenheit allerdings als "Quatsch hoch fünf" abgetan haben.

Atlas zeigt Windenergie-Chancen für jeden Ort in Bayern
Aigner jedenfalls hat ihren Plan umgesetzt und den Windatlas vorgestellt. Sie erklärte weiter: „Wir haben ein komplett neues Modell entwickelt, mit modernsten meteorologischen Berechnungsverfahren, so können die tatsächlichen Windverhältnisse an jedem Ort Bayerns wesentlich genauer erfasst werden.“ Mithilfe von Windgeschwindigkeits- und Energieertragskarten werden die Chancen der Windenergienutzung für jeden Ort in Bayern dargestellt, zudem werden die jährlichen Schwankungen des Windaufkommens berücksichtigt. Der Windatlas helfe auch bei der Antwort auf die Frage, wo Windenergie in Bayern wirtschaftlich sinnvoll ist.

Eine weitere Neuerung ist nach Angaben von Aigners Ministerium auch das Planungstool "3-D-Analyse von Windenergieanlagen": Es enthält neue und geplante Anlagen in 3-D-Ansicht und ermögliche eine sehr realitätsnahe Darstellung. Die Neuauflage des Bayerischen Windatlasses sowie die 3-D-Analyse sind Planungshilfen, die nicht in die kommunale Planungshoheit oder in die Genehmigungsverfahren eingreifen.

Grüne freuen sich über Windatlas und CSU-Streit
Was innerhalb der bayerischen Landesregierung für Streit sorgt, freut selbstverständlich die Opposition: Die Grünen-Fraktion in Bayern hat das Thema aufgegriffen und erklärt, dass im Kabinett und in der Bevölkerung der Widerstand gegen Seehofers Anti-Windkraft-Kurs wächst. Der ab sofort verfügbare Windatlas für Bayern gebe den Planern auf regionaler Ebene endlich das richtige Werkzeug an die Hand, um sinnvolle Standorte für Windkraftanlagen zu identifizieren. Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen, attestiert der öffentlich zugänglichen Software zur Analyse der Windhöffigkeit potenzieller Windräder leichte Handhabbarkeit und hohen Nutzwert. Planer sollten hiervon regen Gebrauch machen – "etwas Besseres gibt es nicht auf dem Markt", so Martin Stümpfig.

Wo ist Seehofers 10H-Abstandsregelung geblieben?

Ärgerlich sei, so die Grünen, dass Ministerpräsident Seehofer seit rund einem Jahr mit seinen öffentlichen Ankündigungen zur Einführung von Mindestabständen zur Wohnbebauung („10H-Regelung“) und dem Gerede von einer „Verspargelung der Landschaft“ die Windkraft bei einem Teil der Bürgerinnen und Bürger in Misskredit gebracht habe. „Ich empfehle allen Kommunalpolitiker und Genehmigungsbehörden, sich von Seehofers rechtlich fragwürdigen 10H-Abstandsregelung nicht einschüchtern zu lassen“, appelliert Martin Stümpfig. Mit dem 10H-Abstand ist gemeint, dass der Abstand eines Windrads zur Wohnbebauung das Zehnfache der Höhe dieses Windrads betragen muss. Dass in Aigners Pressemitteilung zum Windatlas Windatlas erstmals kein Hinweis mehr auf diese Regelung zu finden ist, wertet Stümpfig als Indiz. „Seehofers Machtbasis bröckelt“, so Stümpfig, „und das nicht nur im Kabinett, sondern auch in der Bevölkerung, die mehrheitlich hinter der Energiewende und damit auch hinter der Windkraft im Freistaat steht.“

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07.05.2014

 



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