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Windenergie versus Artenschutz: Wie der NABU auf das neue Aktionsbündnis reagiert

Münster - Eigentlich waren die Naturschützer und die Windenergie-Vertreter in Nordrhein-Westfalen (NRW) auf einem ganz guten gemeinsamen Weg. Doch in dieser Woche ist der Streit eskaliert: Ein neugegründetes Aktionsbündnis wirft insbesondere dem Naturschutzbund (NABU) NRW vor, Windenergieprojekte durch zahlreiche Klagen wegen des Artenschutzes zu verhindern. Der angegriffene NABU wehrt sich unter anderem per taz-Anzeige.

Im Juni 2015 hatten sich die NRW-Landeverbände von NABU und dem Bundesverband Windenergie (BWE) sowie weitere Organisationen noch gemeinsam für eine konsequente Energiewende in NRW ausgesprochen. Im Grunde habe man die gleichen Ziele, hieß es. Doch nun sind einige Windenergie-Vertreter aus diesem Pfad des Konsenses ausgeschert.

Neu: „Aktionsbündnis Artenschutz durch Erneuerbare – Diffamierung durch NABU stoppen!“

Knapp 70 Windenergie-Gesellschaften haben sich zum „Aktionsbündnis Artenschutz durch Erneuerbare – Diffamierung durch NABU stoppen!“ zusammengeschlossen. Initiator des Aktionsbündnisses ist Johannes Lackmann aus Paderborn, langjähriger Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien e.V. (BEE). Der Vorwurf des neuen Aktionsbündnisses: Immer häufiger würden die Vorkommen von angeblich „windkraftsensiblen“ Vogelarten ganze Windprojekte verzögern oder sogar scheitern lassen. Der NABU sei zumindest in NRW aktuell der Hauptkläger gegen Windkraftprojekte. Nach Auskunft des neuen Bündnisses haben die Naturschützer bislang 13 Verbandsklagen in NRW geführt. Lackmann greift dabei den NABU-NRW-Vorsitzenden Josef Tumbrinck direkt an: „Der angebliche Artenschützer weigert sich anzuerkennen, dass lokale Klimaschutzprojekte wie Windparks deutlich mehr globalen Nutzen für den Artenschutz bringen, als sie möglichen Schaden verursachen.“

NABU schaltet taz-Anzeige: Verdrehung der Tatsachen

Der NABU hat nun auf die Kritik reagiert. Mit einer Anzeige in der Tageszeitung taz. Darin stellt der NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller klar, dass sich Naturschutzbund konsequent für eine naturverträgliche Energiewende einsetzt. Der in der Anzeige angesprochene Lackmann habe mit der Aussage, der NABU blockiere die Energiewende, die Tatsachen verdreht. Unter anderem erklärt Miller, dass bei jährlich 750 Windenergievorhaben von 2006 bis 2012 alle Umweltverbände zusammen im Schnitt zwölf Klagen pro Jahr eingereicht hätten, die Klagequote liege bei 1,6 Prozent. Anträge und Genehmigungen von Windenergieprojekten seien vielerorts mangelhaft. Der NABU trete für Transparenz, Öffentlichkeitsbeteiligung und eine rechtskonforme Genehmigungspraxis ein, so Miller.

Tumbrinck: NRW-Konsens wird belastet – keine Unterwanderung durch Windkraft-Gegner
Der von Lackmann ins Visier genommene Tumbrinck findet den Vorstoß des neuen Aktionsbündnisses vor dem Hintergrund der in NRW gefundenen gemeinsamen Linie „sehr schade“. Gegenüber IWR Online erklärte Tumbrinck, dass diese Attacke von Lackmann und Co. das Verhältnis zwischen Naturschützern und Windenergie-Vertretern eindeutig belaste. „Das neue Aktionsbündnis verlässt damit den Konsens, den es in NRW gibt“, stellt Tumbrinck fest. Von einer Klagewelle, wie sie in der Darstellung des neuen Windenergie-Bündnisses beschrieben wird, könne keine Rede sein.
Dass einige Windkraft-Gegner den NABU aufsuchen und für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen, weist Tumbrinck zurück. Zwar bestätigte er, dass es den Versuch gebe, doch die Strukturen des NABU mit den Ortsgruppen und dem Ausschluss einer Mitgliedschaft für Bürgerinitiativen verhindere, dass diese Versuche einer „Unterwanderung“ gelingen können. Tumbrinck: „Wir lassen und nicht missbrauchen.“ Der NABU NRW würde den Konsens-Pfad in NRW gerne weiter beschreiten.

LEE NRW und BWE NRW: Windenergie-Projekte und Artenschutz vereinbar

Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V. (LEE NRW) sowie der BWE NRW gehören ausdrücklich nicht dem neuen Aktionsbündnis um Lackmann an. Jan Dobertin, Geschäftsführer des LEE NRW, betonte, dass Windenergie-Projekte vor dem Hintergrund des übergeordneten Ziels des Klimaschutzes generell mit den Zielen des Artenschutzes vereinbar seien. Eine Position, die grundsätzlich auch Klaus Schulze Langenhorst, Vorsitzender des BWE NRW, einnimmt. Allerdings stellt auch er im Gespräch mit IWR Online fest, dass die Widerstände gegen Windenergieprojekte aufgrund des Artenschutzes in den letzten Jahren deutlich zugenommen hätten.

© IWR, 2016

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22.01.2016

 



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