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Konferenz Windwert 2022: Windbranche vor großen Herausforderungen

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Husum/Kiel - Eigentlich standen die Zeichen für die Windbranche in Schleswig-Holstein nach fast überstandener Corona-Pandemie, der mit 2 Prozent Windenergie-Eignungsflächen abgeschlossenen Regionalplanung und den ambitionierten Ausbauzielen der Bundesregierung für erneuerbare Energien auf grün.

Doch nun beeinträchtigen die mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Auswirkungen auf die Energiemärkte und die Wirtschaft erneut eine dynamische Entwicklung. Das hat auch die diesjährige 12. Fachkonferenz Windwert von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) gezeigt.

Diskutiert wurden der Ausbau der Windenergie vor dem Hintergrund der Energiewende in den Sektoren Industrie, Wärme und Mobilität, die aktuelle Genehmigungssituation sowie die derzeitigen Verzerrungen am Markt infolge von steigenden Preisen, Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten. Auf der Agenda standen zudem Aspekte eines neuen Strommarktdesigns, Effizienzsteigerungen von Windenergieanlagen im Bestand sowie die Cybersicherheit von Windparks gegenüber Hackerangriffen.

Beim Thema Genehmigung zeigte sich, dass sich die Behörden in Schleswig-Holstein im südlichen Landesteil statt mit Windenergie-Genehmigungen mit der Genehmigung eines LNG-Terminals beschäftigen. Hinsichtlich des Neubaus von Windenergieanlage kommen steigende Rohstoffpreise, fehlende Fachkräfte und Lieferschwierigkeiten on top. Selbst wenn jährlich 200 neue Windräder genehmigt würden, rechnete Torsten Levsen vom Planungs- und Betreiber-Unternehmen Denker & Wulf AG vor, könnten diese bei einer Lieferzeit von 20 Monaten noch lange nicht gebaut werden.

Marcus Hrach vom Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) forderte angesichts der aktuellen preislichen Verwerfungen einen Umbau des Strommarktes: „Strom aus Windenergie ist günstig, aber der Strommarktpreis wird zurzeit vom Gaspreis bestimmt. Das Strommarktdesign ist immer noch für fossile Energien gemacht“, kritisierte er.

Mit Blick auf den Personalmangel warb die Geschäftsführerin des Windenergie-Branchenverbandes WAB e. V. aus Bremerhaven, Heike Winkler, für eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive. Als Beispiel nannte sie das „Windstudium“, ein Weiterbildungsstudium der Windenergietechnik, ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Bremen, Hannover und Oldenburg.

Timo Fischer vom Ingenieurbüro Bewind stellte eine Methode zur Effizienzsteigerung von Bestands-Windenergieanlagen vor. Dabei werden standardmäßig erhobene Betriebsdaten genutzt, um daraus eine optimierte Rotorblatt-Stellung zu errechnen. Bis zu 5 Prozent könne die Effizienzsteigerung für eine Anlage betragen, ohne dass eine zusätzliche Sensorik erforderlich sei oder die Zertifizierung berührt werde, so Fischer.

„Mit den Innovationen, die wir auf dieser Konferenz vorstellen, wollen wir dafür sorgen, dass die erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein weiterhin einen Schritt voraus sind auf dem Weg zu einer komplett klimaneutralen Wirtschaft“, fasst Holger Arntzen zusammen, der die Windwert für EE.SH organisiert.

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07.09.2022