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Nach mutmaßlicher Cyber-Attacke: Airwin realisiert LTE Lösung für betroffene Windparks

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Münster, Lüneburg - Seit dem 24. Februar 2022 ist aufgrund einer Störung des Satellitennetzwerks KA-SAT der Betrieb von mehreren tausend Windenergieanlagen in Zentraleuropa eingeschränkt.

Die Anlagen sind zwar im Betrieb und produzieren Energie, jedoch ist eine Überwachung und Steuerung aus der Ferne in vielen Fällen noch nicht wieder möglich. Die Netzbetreiber haben aber weiterhin uneingeschränkt Zugriff auf die Anlagen, um deren Verhalten im Stromnetz zu steuern, bspw. um die Einspeiseleistung zu drosseln, sollte dies aus Gründen der Netzstabilität notwendig sein.

Betroffen von der Störung waren beim deutschen Hersteller Enercon rd. 5.800 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 11.000 Megawatt (MW). Mittlerweile sind 15 Prozent dieser Anlagen wieder an die Satellitenkommunikation angeschlossen, zitiert n-tv einen Enercon-Sprecher. Enercon habe mit Partnerfirmen begonnen, die beschädigten Modems in den Anlagen auszutauschen. Da allerdings viele Unternehmen weltweit von der Störung betroffen sind und neue Hardware verbaut werden muss, gebe es derzeit Lieferverzögerungen bei den benötigten Modems. Bis alle Anlagen wieder angesteuert werden können, dürfte es daher noch dauern.

Auch bei dem Lüneburger Unternehmen Airwin GmbH, das als technischer Betriebsführer über 200 Windenergieanlagen betreut, waren einige Windparks im Portfolio von der Störung betroffen. Bei der Lösung des Problems setzt Airwin auf eine LTE-Lösung. Unmittelbar nach dem Kommunikationsausfall und ersten detaillierten Erkenntnissen habe man entsprechende Hardware für eine Mobilfunk-Umrüstung auf LTE über das eigene Firmennetzwerk organisiert. Die Umrüstung wurde dann direkt vor Ort in den betroffenen Windparks umgesetzt und somit konnten diese in kürzester Zeit bereits wieder vollumfänglich überwacht und aus der Ferne gesteuert werden, so Airwin.

„Es hat sich bewährt und gezeigt, dass ein professionelles Firmennetzwerk zu verschiedenen Partnern bei solchen unerwarteten Komplikationen sehr hilfreich sein kann, um kurzfristig agieren zu können“, so Airwin Geschäftsführer Tim Stromer. Wichtig sei es gewesen, bei dieser kurzfristigen Umrüstung auch auf ein „redundantes System“ zurückzugreifen zu können. So könnten auch bei zukünftigen Ausfällen unterschiedliche Internetverbindungen für die Fernüberwachung genutzt werden.

Als Grund für die Störung des KA-SAT-Satellitensystems gilt mittlerweile eine mutmaßliche Cyber-Attacke durch russische Hacker auf das Satellitennetzwerk, da die Kommunikationsdienste nahezu zeitgleich mit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 ausgefallen sind. Aufgrund der Beeinträchtigung der kritischen Infrastruktur hatte Enercon dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den Ausfall der Systeme unmittelbar gemeldet.

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16.03.2022