Studie: Verlängerter Offshore-Betrieb kann Kosten sparen und Erträge steigern
© Adobe StockBerlin - Mit dem Auslaufen der ersten Betriebsgenehmigungen deutscher Offshore-Windparks ab etwa 2040 rückt die Frage nach ihrer weiteren Nutzung in den Fokus. Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) untersucht, welche Rolle koordinierte Weiterbetriebsmodelle künftig spielen können.
Offshore-Windparks müssen auf der Grundlage ihrer Genehmigungen nach 25 Jahren in der Regel zurückgebaut werden – auch wenn ein Weiterbetrieb technisch machbar wäre. Die neue Studie des IWES zeigt, dass sich durch eine koordinierte Verlängerung der Laufzeiten Kosten senken und Stromerträge steigern lassen. Der BDEW fordert deshalb frühzeitige Planungssicherheit und Anpassungen im regulatorischen Rahmen.
Herausforderung durch Ablauf der Betriebsgenehmigungen
Die ersten großen Offshore-Windparks in Deutschland erreichen ab etwa 2040 das Ende ihrer genehmigten Betriebszeit von 25 Jahren. Ohne spezielle Regelungen müssten sie direkt zurückgebaut werden, auch wenn eine technische, wirtschaftliche und rechtliche Weiterbetriebsoption bestehen könnte. Angesichts der ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen ist diese pauschale Rückbaupflicht aus BDEW-Sicht jedoch fragwürdig.
Hinzu kommt die Komplexität durch mehrere Windparks unterschiedlicher Laufzeiten, die an gemeinsame Netzanbindungssysteme in der Nordsee angeschlossen sind. Zudem ist geplant, bestehende Parks zu größeren Flächen mit einer Netzanschlusskapazität von 2 Gigawatt zusammenzulegen. Das erfordert eine abgestimmte Planung von Laufzeiten, Rück- und Neubau.
Studie zeigt Vorteile von koordiniertem Weiterbetrieb
Das Fraunhofer IWES hat im Auftrag des BDEW im Rahmen der Studie am Beispiel eines Offshore-Windpark-Clusters in der deutschen Nordsee verschiedene Szenarien untersucht. Diese reichen vom direkten, unkoordinierten Rück- und Neubau bis zu koordiniertem Weiterbetrieb mit anschließendem Rück- und Neubau.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein koordinierter Weiterbetrieb der Anlagen auf bis zu 35 Jahre Laufzeit mit anschließendem Rück- und Neubau die Stromerträge im Cluster steigern und gleichzeitig die volkswirtschaftlichen Kosten über den gesamten Zeitraum senken kann – im Vergleich zu einem Szenario mit direktem Rück- und Neubau der Parks nach 25 Jahren Laufzeit. Gleichzeitig stellen die Szenarien mit einem koordinierten Weiterbetrieb vergleichsweise moderate Anforderungen an die Lieferketten und führen langfristig zu niedrigeren Belastungen des Ökosystems.
„Die Studie verdeutlicht, dass ein koordinierter Weiterbetrieb von Offshore-Windparks und -Netzanbindungssystemen erhebliche Vorteile für Kosteneffizienz und Umweltbilanz beim Offshore-Wind-Ausbau haben kann“, fasst Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zusammen. Entscheidend sei, dass Betreiber dafür möglichst frühzeitig Planungssicherheit erhalten, um Betriebs- und Wartungsstrategien entsprechend anzupassen und die mit dem Alter zunehmende Störanfälligkeit der Anlagen gezielt zu adressieren. „Je eher der Weiterbetrieb vorbereitet werden kann, desto effizienter kann dieser ermöglicht werden“, so Andreae weiter.
BDEW empfiehlt regulatorische Anpassungen
Der BDEW fordert die Bundesregierung auf, das Thema in der nächsten Fortschreibung des Flächenentwicklungsplans zu adressieren. Zudem sollten die geplanten Reformen des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) und des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) die regulatorischen Rahmenbedingungen anpassen. Dazu gehören ein angepasstes Offshore-Entschädigungsregime sowie eine Regulierung, die den möglichen Weiterbetrieb von Offshore-Netzanbindungssystemen der Übertragungsnetzbetreiber sicherstellt.
© IWR, 2025
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