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Stromleitungen: Bundesnetzagentur genehmigt letzte der drei großen Nord-Süd-Stromverbindungen vollständig

© Adobe© AdobeBonn – Der Netzausbau in Deutschland nimmt nach jahrelangen Verzögerungen nun Fahrt auf. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat den letzten Abschnitt der dritten großen Übertragungsstromleitung genehmigt. Damit sind mit A-Nord/Ultranet, SuedLink und SuedOstLink drei große Nord-Süd-Verbindungen vollständig genehmigt und im Bau.

Im Jahr 2015 beschloss die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD den Vorrang für teure Erdkabel beim Netzausbau, dessen Spätfolgen aktuell spürbar werden. Die ursprünglich für 2022/2023 geplante Inbetriebnahme der großen Stromleitungen verzögerte sich um rund 5 Jahre, und die Baukosten stiegen erheblich. Für 2026 stellte die Bundesregierung in derselben politischen Konstellation 6,5 Mrd. Euro als Zuschuss zur Dämpfung der Netzkosten auf der Höchstspannungsebene bereit.

Bundesnetzagentur genehmigt letzten Abschnitt der Stromleitung Ultranet
Die 2-GW-Gleichstromleitung Ultranet verläuft von Philippsburg in Baden-Württemberg bis nach Meerbusch-Osterath in Nordrhein-Westfalen. Von dort setzt die Stromleitung unter der Bezeichnung A-Nord ihren Verlauf bis nach Emden fort. Mit der Genehmigung des siebten und damit letzten Teilabschnitts von Koblenz bis Hofheim ist die Hochspannungs-Gleichstromverbindung Ultranet nun vollständig genehmigt.

Der gesamte Korridor A befindet sich jetzt im Bau, bestehend aus A-Nord und Ultranet sowie dem Netzknotenpunkt Meerbusch-Osterath. Der technisch einzigartige Multiterminal-Konverter verbindet die Gleichstromleitungen A-Nord (Emden – Osterath) und Ultranet (Philippsburg – Osterath) sowie das gesamte Ruhrgebiet miteinander. Das Osterath-Umspannwerk übernimmt dabei Aufgaben wie Lastflusssteuerung, Blindleistungsregelung, Spannungshaltung und die Integration der beiden Nord-Süd-Leitungen. Es unterstützt das Übertragungsnetz, indem Stromflüsse zwischen HGÜ- und Wechselstromnetz flexibel verteilt werden.

Das Umspannwerk in Osterath und die Gleichstromverbindung Ultranet sollen nach den bisherigen Angaben planmäßig noch 2026 in Betrieb gehen, die Stromleitung A-Nord im Jahr 2027.

SuedLink und Suedost-Link im Bau – Inbetriebnahme 2028
Der SuedLink mit 4?GW Übertragungsleistung ist seit Oktober 2024 vollständig genehmigt und in allen sechs beteiligten Bundesländern im Bau.

Das Netzausbauvorhaben SuedLink besteht aus den Vorhaben 3 und 4 des Bundesbedarfsplangesetzes. Vorhaben 3 verbindet Brunsbüttel in Schleswig-Holstein mit Großgartach-Leingarten in Baden-Württemberg, Vorhaben 4 führt von Wilster in Schleswig-Holstein ins bayerische Bergrheinfeld. Die beiden Erdkabel-Leitungen mit je 2?GW Leistung verlaufen auf einem Großteil der Strecke parallel innerhalb derselben Trasse. Die Gesamtinbetriebnahme ist derzeit für das Jahr 2028 geplant.

Die dritte große Nord-Süd-Verbindung ist der SuedOst-Link. Er verläuft als Basisverbindung (Vorhaben 5) von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt bis Isar in Bayern mit einer Leistung von 2?GW. Diese Leitung ist vollständig genehmigt und soll bereits 2028 in Betrieb gehen. Ergänzend dazu entsteht die zweite 2?GW-Leitung SuedOst-Link+ (Vorhaben 5a) von Klein Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern bis Isar, die über weite Strecken denselben Korridor wie die Basisverbindung nutzt.

Der nördliche Abschnitt (Klein Rogahn) befindet sich noch in der Bundesfachplanung, während der südliche Abschnitt des SuedOst-Link+ teilweise genehmigt ist und sich teils in fortgeschrittener Planung befindet. Die Fertigstellung des SuedOst-Link+ ist für 2030 vorgesehen.

Bild: Die drei großen Nord-Süd-Gleichstromverbindungen A-Nord/Ultranet, SuedLink und SuedOstLink - BNetzA


Stromleitungen: Spätfolgen des politischen Drucks der CSU nach bundesweitem Erdkabel-Vorrang aus 2015
Die Planungen für die großen Stromleitungen begannen bereits Anfang der 2010er Jahre, nachdem CDU/CSU und FDP im Jahr 2011 den Atomausstieg in Deutschland beschlossen hatten. Die vier Stromleitungen A-Nord, Ultranet, SuedLink und SuedOstLink zählten bereits im Netzentwicklungsplan 2012 (NEP 2012) zu den leistungsstarken Nord-Süd-Verbindungen. Im NEP 2012 war ein „Startnetz-Ziel“ um das Jahr 2022 vorgesehen. Ziel war es, dass viele Trassen rechtzeitig vor dem geplanten und festgelegten Atomausstieg Ende 2022 fertiggestellt werden sollten, um die geänderte Erzeugungsstruktur zu berücksichtigen.

Im Jahr 2015 erfolgte die Kehrtwende: Auf politischen Druck von CSU-Chef Horst Seehofer beschloss die Bundesregierung mit dem damaligen Wirtschaftsminister Gabriel, den Höchstspannungsleitungen den Vorrang für Erdkabel zu geben - trotz massiv höherer Kosten. Die bereits fortgeschrittenen Planungen mussten vollständig überarbeitet werden. Das Wirtschaftsministerium rechnete 2015 mit Mehrkosten zwischen 3 und 8?Mrd.?Euro, und der Netzausbau verzögerte sich um mehrere Jahre.

Als Folge der teuren Erdkabel stiegen die Netzkosten für die Höchstspannungsnetze deutlich an. Die aktuelle CDU/CSU- und SPD-Regierung hat im laufenden Jahr 2025 auf diese Kostenentwicklung reagiert und plant die Spätfolgen des kostentreibenden Beschlusses von 2015 mit einem Bundeszuschuss in Höhe von 6,5?Mrd.?Euro für 2026 abzufangen. So sollen die Netzkosten auf der Höchstspannungsebene für die privaten Verbraucher und Unternehmen als Teil des Maßnahmenpakets zur Strompreissenkung reduziert werden.

© IWR, 2025


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05.11.2025

 



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