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AKW-Ausfall Oskarshamn 3: Schwedische Regierung kassiert Atomkraftwerks-Ausbaupläne stillschweigend

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Stockholm - Die schwedische Regierung hat ihre jüngste große Ankündigung, bis 2040 mindestens zehn Atomkraftwerke zu bauen, stillschweigend zurückgenommen. Das berichtet die britische Tageszeitung "The Telegraph". Die Klima- und Umweltministerin Romina Pourmokhtari habe ihre Befugnisse überschritten, heißt es in dem Artikel.

Anfang August 2023 hatte Romina Pourmokhtari auf einer Pressekonferenz zunächst mitgeteilt, dass der Klimawandel in Schweden eine Verdoppelung der Stromproduktion erfordere und Schweden bis 2045 neue Kernkraftwerke benötige, die mindestens zehn neuen konventionellen Reaktoren entsprechen. Nun die Rolle rückwärts.

Angesichts der langen Bauzeiten (10 - 15 Jahre) eines einzigen Atomkraftwerks ist eine konkrete Umsetzung in diesem Zeitraum ohnehin nicht absehbar gewesen, auch würde diese Entscheidung nicht dazu beitragen, die kurzfristig entstehende akute Stromlücke bis 2030 oder 2035 zu schließen.

Lars J. Nilsson, Professor an der Universität Lund und Mitglied des europäischen Klimabeirats, sagte deshalb auch bereits gegenüber dem Guardian, er bestreite die Behauptung der Regierung, dass die neuen Reaktoren notwendig seien, und tat den Schritt als „symbolisch“ ab. Man könne nicht mit Sicherheit sagen, dass zehn Reaktoren benötigt würden, so Nilsson weiter. "Derzeit erfolgt der Ausbau der Stromerzeugung in Schweden durch Windkraft." Nilsson erwartet keine neuen Atomkraftwerke in Schweden, es sei denn, die schwedische Regierung stelle weitreichende Garantien bereit, ähnlich denen für das britische AKW Hinkley Point C. Das würde aber stark zu Lasten des schwedischen Steuerzahlers gehen.

Ins Bild der aktuellen schwedischen Atomkraftwerks-Misere passen Probleme im größten schwedischen Atomkraftwerk Oskarshamn 3 mit einer Leistung von 1.400 MW. Das Atomkraftwerk kann laut Bloomberg nur noch mit reduzierter Leistung produzieren. Der Grund für die Abschaltung ist ein aufgetretenes Problem mit der Pumpe im Turbinensystem.

(Hinweis zur nachträglichen Bloomberg-Korrekturmeldung vom 31.08.2023: In einer ersten Version vom 30.08.2023 hatte Bloomberg über einen kompletten AKW-Ausfall Oskarshamn 3 von mehr als zwei Wochen - mind. bis zum 15. September 2023 - berichtet).

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30.08.2023