Zukunft: Startschuss für regionales Wasserstoff-Verteilnetz in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main
© Entega AGWiesbaden - Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main soll ein eigenes regionales Verteilnetz für Wasserstoff erhalten. Ein Konsortium will eine lokale Wasserstoffwirtschaft aufbauen und investiert gemeinsam in die Infrastruktur.
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft in einer dekarbonisierten Welt. Mit dem „Rh2ein-Main Connect“-Projekt bündelt ein Energie-Konsortium die Kräfte und will bereits ab 2028 die ersten Wasserstoff-Teilabschnitte in Betrieb nehmen.
Energieversorger-Bündnis gibt Startschuss für Wasserstoff-Regionalnetz
Die Regionalversorger Entega AG, Mainova AG, ESWE Versorgungs AG und Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) sowie der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH (OGE) und die Verteilnetzbetreiber E-netz Südhessen AG sowie die NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH haben einen Kooperationsvertrag geschlossen. Ziel ist der Bau des neuen Wasserstoff-Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“, damit die Metropolregion durch gleich mehrere Anbindungen an das H2?Kernnetz - nach aktuellem Planungsstand beginnend ab 2028 bis 2032 - mit klimaneutralem Wasserstoff versorgt werden kann.
Jörg Höhler, Technischer Vorstand der ESWE Versorgungs AG, erläutert: „Das, was wir heute vereinbart haben, ist ein echtes Wasserstoffnetz für die Region mit einer Gesamtlänge von ca. 300 km durch das Rhein-Main-Gebiet. Für das Initialnetz müssen die ersten Teilstücke bis 2032 neu errichtet werden, anschließend werden wir verstärkt bestehende Erdgasleitungen umwidmen. Dabei sind wir uns mit allen beteiligten Partnern einig, dass Wasserstoff sowohl aus Fernleitungen als auch dezentral eingespeist werden soll."
Auch Industriepartnern im Rhein-Main-Gebiet soll die Möglichkeit eröffnet werden, mittels Elektrolyse erzeugten Wasserstoff aus ihren Anlagen in das neue Regionalnetz einzuspeisen, so Höhler weiter.
Wasserstoff-Bedarf steigt auf 24 TWh p.a. bis 2045
Die ersten Teilabschnitte des Wasserstoff-Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“ sollen bis 2028 errichtet werden und ab Inbetriebnahme die Versorgung von frühen Ankerkunden der Region mit Wasserstoff gewährleisten. Geplant ist, dass die neuen Leitungen möglichst in den Schutzstreifen des bestehenden Erdgasnetzes integriert werden. Ab 2032 ist dann der Start der lokalen Weiterverteilung des Wasserstoffs vorgesehen.
Ab dem Zeitpunkt 2032 soll weniger der Neubau von Pipelines im Vordergrund stehen, sondern eher eine Umwidmung der bestehenden Infrastruktur vom Erdgas- auf den vollständigen Wasserstoffeinsatz, um eine stufenweise Umstellung in der Fläche zu erreichen.
Für die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main wird laut einer Bedarfsabschätzung im Jahr 2030 ein jährlicher Wasserstoffbedarf von anfangs ca. 5 Terrawattstunden (TWh) prognostiziert, der bis zum Jahr 2045 auf ca. 24 TWh jährlich ansteigt. Die beteiligten Partner rechnen mit notwendigen Investitionen für die Planung und den Bau des Regionalnetzes „Rh2ein-Main Connect“ bis zum Jahr 2040 von rund 610 Millionen Euro.
Zukunft: Zahlreiche Wasserstoffprojekte in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main für vielfältige Nutzung
Bereits im Jahr 2014 hatten die ESWE Versorgungs AG und die Mainova AG erste Schritte in Richtung Wasserstoff unternommen und zusammen mit elf weiteren Projektpartnern der kommunalen Thüga-Gruppe eine Strom-zu-Gas-Demonstrationsanlage in Betrieb genommen. Die Anlage wandelte Strom in Wasserstoff um und speiste diesen dann in das Gasverteilnetz ein. Damit konnten beispielsweise überschüssig Mengen an regenerativen Energien gespeichert werden.
Auch die ENTEGA AG in Darmstadt plant mit dem Forschungsprojekt „DELTA“, selbst grünen Wasserstoff am Standort des Müllheizkraftwerks zu erzeugen. Hier geht es primär darum, Wasserstoff für die Mobilität bereit zu stellen, insbesondere für den ÖPNV. Entega will jährlich rd. 310 Tonnen Wasserstoff produzieren, was für den Betrieb von ca. 40 Bussen ausreicht.
Die Merck-Gruppe sieht sich auf Grund des geplanten Aufbaus und Betriebs des Wasserstoffverteilnetzes ab 2028 darin bestärkt, am Standort Darmstadt entsprechend der Energiestrategie auf grünen Wasserstoff zu setzen.
Mit Blick auf den laufenden Umbau des Heizkraftwerks West der Mainova AG in Frankfurt spielt Wasserstoff ebenfalls eine Schlüsselrolle. Peter Arnold, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG: „Unser neues Vorbildkraftwerk wird wegweisend sein für die Dekarbonisierung der Stadt Frankfurt am Main. Mit der bereits heute auf den Einsatz von Wasserstoff ausgelegten Anlagentechnik werden wir ab 2026 einen hohen Einspareffekt von Treibhausgasen erreichen.“
Auch die KMW AG plant den Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerkes auf der Ingelheimer Aue. Das Zukunftskraftwerk wird technisch so gebaut, dass das anfänglich genutzte Erdgas möglichst schnell und vollständig durch Wasserstoff zu ersetzen ist. Die Inbetriebnahme ist entsprechend 2028 geplant.
„Als moderner Erzeuger wollen wir 100 Prozent klimaneutrale Energie zur Verfügung stellen und langfristig die Versorgung sowie maximale Nachhaltigkeit sicherstellen. Deshalb planen wir, in Mainz ebenfalls Investitionen in eine wasserstofffähige Energieerzeugung ¬– unser Zukunfts¬kraftwerk“, erklärt Dr. Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender der KMW AG, abschließend.
© IWR, 2024
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