Windreich ist pleite: Investoren sägen Balz ab
Wolfschlugen/Münster – Der Windparkprojektierer Windreich hat bereits Ende vergangener Woche beim Amtsgericht Esslingen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Zudem hat Unternehmenschef und -gründer Willi Balz das Handtuch geworfen – wohl auf Druck von Investoren. Neuer Geschäftsführer ist Werner Heer, der Windreich bislang beraten hatte.
„Ich trage es mit Anstand, ich habe alles gegeben“, sagte der als schillernde Figur bekannte Balz der Online-Ausgabe des „Handelsblatt“. Er hatte laut einer Mitteilung von Windreich den Insolvenzantrag nach dem neuen Insolvenzrecht gestellt und vorläufig genehmigt bekommen. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt.
Ein Kredit mit einem Volumen von 70 Mio. Euro bei der Schweizer Bank Sarasin ist durch die Zahlungsunfähigkeit ausfallgefährdet. Im März 2015 wird zudem eine Mittelstandsanleihe mit einem Volumen von 50 Mio. Euro fällig. Nach nicht testierten Zahlen wies Windreich Ende 2012 Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Mio. Euro aus. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Balz immer wieder mit seinem Privatvermögen eingesprungen sein, um Zinszahlungen bedienen zu können.
Befreiungsschlag blieb aus
Seine größten Hoffnungen stützte der Unternehmen auf den Offshore-Windpark MEG I. In einem rund einen Monat alten Interview mit der Zeitschrift „Finance“ hatte er noch einen großen Deal und Befreiungsschlag angekündigt. 120 Mio. Euro sollten durch den Verkauf eines Teils des Projektes erlöst werden.
Offenbar hatten die anderen Beteiligten an dem Projekt kein Vertrauen mehr in Balz, unter dessen Ägide die Staatsanwaltschaft erst im März Privat- und Geschäftsräume wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation durchsucht hatte. Mit seinem Rückzug mache er den Weg frei für einen erfolgreichen Abschluss der weit vorangeschrittenen Finanzierungsgespräche für das 400-Megawatt-Projekt, heißt es in der Windreich-Pressemitteilung. „In den Gesprächen mit unseren Investoren wurde deutlich, dass ein Managementwechsel Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Fortsetzung unserer Gespräche ist“, sagte Heer laut „Handelsblatt“.
Der MEG I-Windpark wird im Bereich der Deutschen Bucht, in einer Entfernung von ca. 45 km nördlich von Borkum errichtet. Für das Projekt liegt eine unbedingte Netzzusage und Baugenehmigung vor. Das Umspannwerk ist durch die Tennet bereits errichtet worden. Die Errichtung des Windparks wird durch ein Konsortium bestehend aus Areva Wind und Hochtief im Rahmen eines Generalunternehmervertrags schlüsselfertig durchgeführt.
MEG I nicht von Insolvenz berührt
Wie bereits der Windpark Global Tech 1, der seit Anfang diesen Jahres in der Nordsee errichtet wird, wird auch MEG I vornehmlich durch institutionelle Investoren finanziert. „Wir bewegen uns auf der Zielgeraden dieses für die Energiewende und die Sicherung der Arbeitsplätze an der Küste wichtigen Projekts. Wir werden nun sicherstellen, dass die Projektgesellschaft MEG I von der Windreich-Sanierung unberührt bleibt“, sagte Heer. Das Unternehmen hat sich zudem zahlreiche weitere Offshore-Flächen in der Nordsee gesichert.
In den kommenden Wochen werden Heer und das Management ein Sanierungskonzept erarbeiten und dieses dem vorläufigen Sachwalter zur Prüfung vorlegen und anschließend den Gläubigern und Investoren vorstellen.
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