Tod durch Klimawandel: Echtzeitdaten belegen Anstieg der Hitzemortalität in 12 europäischen Städten während letzter Hitzewelle
© Adobe StockLondon, UK – Eine aktuelle modellbasierte Analyse liefert erstmals nahezu in Echtzeit quantifizierte Erkenntnisse zur Rolle des Klimawandels bei hitzebedingter Sterblichkeit. Die Ergebnisse aus zwölf europäischen Städten zeigen: Der anthropogene Einfluss auf das Klima wirkt sich nicht nur auf Parameter wie Temperaturen oder Niederschlag aus, sondern steigert auch die Mortalität deutlich.
Eine Schnellstudie der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) und des Grantham Institute am Imperial College London liefert erste belastbare Schätzungen zu den tödlichen Auswirkungen der jüngsten europäischen Hitzewelle. In der Untersuchung wurden historische Wetterdaten aus zwölf europäischen Städten für den Zeitraum der jüngsten Hitzewelle zwischen dem 23. Juni und 2. Juli 2025 analysiert. Die Ergebnisse unterstreichen die erheblichen Gesundheitsrisiken durch steigende Temperaturen infolge des anthropogenen Klimawandels.
Klimawandel verstärkt Intensität der letzten Hitzewelle und Zahl der Todesfälle deutlich
Die Hitzewelle zwischen dem 23. Juni und 2. Juli 2025 ließ in weiten Teilen Europas die Temperaturen auf über 40 °C steigen. Mithilfe historischer Wetterdaten aus zwölf europäischen Städten modellierten die Forschenden, wie hoch die Temperaturen unter hypothetisch stabilem Klima ohne die Effekte des anthropogen Klimawandels und der damit einhergehenden Erwärmung gewesen wären. Das Ergebnis: Durch den Klimawandel wurde die Hitzewelle um 1 bis 4 °C verstärkt.
Die modellgestützte Analyse erlaubt erstmals eine nahezu in Echtzeit erstellte Quantifizierung des menschlichen Einflusses auf hitzebedingte Sterblichkeit. Anhand etablierter epidemiologischer Modelle und aktueller Temperaturdaten berechneten die Forschenden, dass rund 2.300 Todesfälle auf die Hitzewelle zurückzuführen sein könnten – fast dreimal so viele wie ohne den Einfluss des Klimawandels (etwa 800). Somit sind rund 1.500 Todesfälle (rund 65 Prozent) direkt oder indirekt auf globale Erwärmung zurückzuführen.
Die untersuchten zwölf Städte waren dabei unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Hitzewelle betroffen. Danach verteilten sich die zusätzlich dem Klimawandel zuzurechnenden Todesfälle nach den Berechnungen der Forschenden in den Top-5-Städten wie folgt: Die meisten Opfer entfallen auf Mailand mit 317 zusätzlichen Todesfällen. Danach folgt Barcelona (286 zusätzliche Todesfälle), vor Paris (235 Tote), London (171 Tote) und Rom (164 Tote).
Methodenentwicklung ermöglicht schnelle Schätzung klimabedingter Mortalität
Die Studie unterstreicht die Fortschritte in der quantitativen Klimafolgenabschätzung: „Wir könnten solche schnellen Analysen nicht durchführen, wenn wir nicht jahrelang an der Entwicklung unserer Methodik gearbeitet und Daten aus Städten in ganz Europa gesammelt hätten“, erklärte Dr. Pierre Masselot, Assistenzprofessor an der LSHTM und Mitautor der Studie.
Die Forscher weisen darauf hin, dass Hitzewellen oft unterschätzt werden. Die Gesundheitsfolgen seien schwer zu beziffern, da offizielle Sterblichkeitsstatistiken typischerweise mit großer Verzögerung veröffentlicht würden und Hitze selten als Todesursache erfasst werde. „Unsere Studie zeigt, warum Hitzewellen als stille Killer bekannt sind“, betonte Dr. Malcolm Mistry, Assistenzprofessor für Klima- und Geodatenmodellierung an der LSHTM.
Besorgniserregend ist insbesondere, wie stark selbst geringe Temperaturanstiege die Sterblichkeit beeinflussen können. „Klimawandel tötet. Er verschärft Hitzewellen und bringt verletzliche Menschen an ihre Grenzen. Diese Studie zeigt, dass jeder Bruchteil eines Grad Erwärmung einen gewaltigen Unterschied macht – ob es 1,4, 1,5 oder 1,6 °C sind. Diese scheinbar kleinen Unterschiede führen zu heißeren Hitzewellen und massiven Anstiegen der Hitzetoten“, so Dr. Garyfallos Konstantinoudis vom Grantham Institute für Klimawandel und Umwelt.
Das Forschungsteam betont, dass ihre Abschätzungen zur erwarteten Sterblichkeit durch die Hitzewelle unabhängig von bestehenden gesundheitlichen Vorerkrankungen zu interpretieren sind. Lokale Klimaanpassungsmaßnahmen – etwa begrünte oder weiß gestrichene Dächer – wurden in der Analyse nicht berücksichtigt. Auch Frühwarnsysteme und Aktionspläne zum Hitzeschutz in Europa, die auf Aufklärung und Schutz der Bevölkerung abzielen, verbessern sich stetig und könnten die erwartete Sterblichkeit senken, so die Forschenden.
© IWR, 2025
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