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Ørsted glänzt mit starkem Q1-Ergebnis und zieht beim britischen Mega-Offshoreprojekt Hornsea 4 vorerst den Stecker

© Ørsted© ØrstedKopenhagen - Der dänische Energiekonzern Ørsted hat im ersten Quartal 2025 operative Stärke bewiesen und seine Offshore-Windkapazitäten auf über 10 GW (10.000 MW) gesteigert. Gleichzeitig stoppt das Unternehmen die Arbeiten an dem riesigen britischen Offshore Windpark Hornsea 4 mit einer Leistung von 2,4 GW (2.400 MW). Die Jahresprognose bekräftig der weltweit größte Entwickler von Offshore-Windprojekten.

Ørsted hat ein starkes erstes Quartal 2025 abgeliefert, das von dem Stopp des britischen Offshore Windparks Hornsea 4 überschattet wird. In Zukunft will das Unternehmen einen strikten, wertorientierten Ansatz verfolgen und sich auf kapitaleffiziente und risikoärmere Projekte konzentrieren. Die Ørsted-Aktie notiert derzeit bei 34,40 Euro.

Ørsted: Stabiles Ergebnis in Q1 2025 trotz Gegenwind – Nettogewinn um 87 Prozent gestiegen
In einem von Inflation, gestiegenen Finanzierungskosten und anhaltenden Lieferkettenproblemen belasteten Marktumfeld gelang Ørsted ein robustes Quartal: Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg gegenüber dem Vorjahr um 18,4 Prozent auf 8,87 Mrd. DKK, das sind rd. 1,19 Mrd. Euro (Q1 2024: 7,49 Mrd. DKK). Bereinigt um Sondereffekte aus Partnerschaften und Stornogebühren belief sich das EBITDA auf 8,57 Mrd. DKK – ein Plus von 14,4 Prozent (Q1 2024: 7,49 Mrd. DKK).

Der Nettogewinn für das Quartal kletterte kräftig um 87,4 Prozent auf 4,89 Mrd. DKK (Q1 2024: 2,61 Mrd. DKK), getragen von einem starken Offshore-Geschäft. Insbesondere der deutsche Offshore Windpark Gode Wind 3, der nun vollständig am Netz ist, trug mit höheren Produktionsmengen und einer verbesserten Anlagenverfügbarkeit zum Ergebnis bei.

Ørsted stoppt britisches Schlüsselprojekt Hornsea 4 wegen Wirtschaftlichkeit – Subventionen für Strom aus Atomkraftwerken deutlich höher
Im krassen Gegensatz zum starken operativen Ergebnis in Q1 steht die Entscheidung, die Entwicklung des Offshore-Windparks Hornsea 4 in Großbritannien mit einer Leistung von 2,4 GW in seiner derzeitigen Form nicht weiterzuverfolgen. Ørsted hatte das Projekt im Rahmen der britischen CfD-Ausschreibungsrunde AR6 im Herbst 2024 gewonnen. Das Projekt wurde mit einem Contract for Difference (CfD) ausgestattet, der einen inflationsindexierten „Initial Strike Price“ von 58,87 GBP pro Megawattstunde (MWh) in Preisen von 2012 vorsah. Der aktuelle, angepasste „Current Strike Price“ mit Stand vom 01.04.2025 erreicht 84,97 GBP/MWh (ca. 10 Cent/kWh). Dieser Preis würde jährlich auch nach der Inbetriebnahme inflationsindexiert weiter steigen und über eine Laufzeit 15 Jahren gelten.

Der Stopp des Offshore Windparks könnte ein Hinweis auf die wirtschaftliche Ungleichbehandlung sein, denn die britische Regierung subventioniert Atomkraftwerke deutlich höher. Für das im Bau befindliche britische Atomkraftwerk Hinkley Point C sind die CfD-Konditionen attraktiver als für die Offshore Windenergie, denn der britische Staat garantiert eine 50 Prozent höhere Vergütung bei mehr als doppelt so langer Laufzeit. Der staatliche Startpreis („Initial Strike Price“) für die beiden AKW-Blöcke liegt bei 89,5 GBP/MWh, das ist mehr als 50 Prozent über dem Preis für den britischen Offshore-Windstrom (58,87 GBP/MWh). Der „Current Strike Price“, d.h. der aktuelle Preisstand (01.04.2025), für den britischen Atomstrom aus Hinkley Point C ist laut dem britischen CfD-Register bereits auf 127 GBP/MWh (ca. 15 Cent/kWh) gestiegen, die Laufzeit für die weiter jährlich indexbasiert steigende staatlich garantierte Vergütung für den Atomstrom beträgt 35 Jahre (nach Inbetriebnahme), das ist mehr als doppelt so lange wie die für die Offshore Windkraftanlagen (15 Jahre).

Ørsted sieht sich nach eigenen Angaben mit einer wirtschaftlich nicht mehr tragfähigen Gemengelage konfrontiert und zieht beim britischen Offshore Windprojekt zunächst die Notbremse. „Nach sorgfältiger Abwägung haben wir beschlossen, die Entwicklung unseres Hornsea-4-Projekts in seiner derzeitigen Form einzustellen, und zwar deutlich vor dem geplanten FID (= Final Investment Decision) im Laufe dieses Jahres. Die Kombination aus gestiegenen Kosten in der Lieferkette, höheren Zinssätzen und einem erhöhten Ausführungsrisiko haben die erwartete Wertschöpfung des Projekts verschlechtert.“ Ørsted werde daher keine weiteren Investitionen in das Projekt tätigen und bestehende Verträge mit Zulieferern kündigen.

Die Entscheidung zieht voraussichtliche Gesamtkosten in Höhe von 3,5 bis 4,5 Mrd. DKK nach sich und eine EBITDA-Belastung von rund 3 - 3,5 Mrd. DKK (inkl. Rückstellungen für Vertragsstrafen). Dennoch betont das Unternehmen, dass es die Projektrechte (Netzanbindung, Seebettlizenz, Genehmigungen) weiterhin halte und eine zukünftige Entwicklung nicht ausgeschlossen sei – jedoch „zu verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen“.

Ausblick: Strategischer Fokus bleibt auf langfristigem Wachstum – neues Führungsteam
Trotz der Rückschläge bekräftigte Ørsted seine Jahresprognose. Das Unternehmen erwartet für 2025 weiterhin ein bereinigtes Ergebnis auf Basis EBITDA zwischen 25 und 28 Mrd. DKK - ohne Berücksichtigung der Erträge aus neuen Partnerschaftsvereinbarungen und der Auswirkungen von Kündigungszahlungen - sowie Bruttoinvestitionen von 50 bis 54 Mrd. DKK. Die fundamentalen Wachstumstreiber wie etwa die steigende weltweite Stromnachfrage und das politische Momentum für erneuerbare Energien - blieben intakt, so Ørsted.

Man konzentriere sich weiterhin auf vier strategische Prioritäten zur Stärkung der Marktführerschaft im Offshore-Windbereich bis zum Ende des Jahrzehnts. Dazu gehöre auch das konsequente Portfoliomanagement, einschließlich Farm-Down-Transaktionen, wie sie im Quartal sowohl im Onshore- als auch im Offshore-Bereich erfolgreich abgeschlossen wurden.

Außerdem sollen künftige Investitionen einem strikten wertorientierten Ansatz folgen. Das bedeutet im Kern die Konzentration auf kapitaleffiziente und risikoärmere Projekte. CEO Errboe macht im Zusammenhang mit dem Projekt Hornsea 4 deutlich, dass Ørsted zwar ein verlässlicher Partner der britischen Regierung bleiben wolle, um ihr ehrgeiziges Ziel für den Ausbau der Offshore-Windenergie zu erreichen. Die Kapitalallokation basiere jedoch auf einem solchen wertorientierten Ansatz und nach sorgfältiger Überlegung habe man beschlossen, die Entwicklung des Hornsea-4-Projekts in seiner aktuellen Form einzustellen.

© IWR, 2025


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