Windbranche.de

Das Branchenportal rund um die Windenergie

IWR Reuters News Center RTL 103 0347 1280 256

Siemens-Studie: Erneuerbare machen Stromversorgung billiger und sicherer

Nürnberg – In der Öffentlichkeit und in zahlreichen Medien gilt der Ausbau der regenerativen Energien als Kostentreiber und Unsicherheitsfaktor bei der Stromversorgung. Doch Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg zeichnen im Auftrag des Technologie-Konzerns Siemens nun ein komplett anderes Bild.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Deutschlands Stromverbraucher alleine im Jahr 2013 eine Summe von über elf Milliarden Euro eingespart haben, weil in großem Umfang erneuerbare Energien ins Stromnetz eingespeist wurden. Zudem haben die regenerativen Energien die Versorgungssicherheit am bundesdeutschen Strommarkt ab 2011 erhöht. Für ihr Diskussionspapier mit dem Titel "Deutschland ohne Erneuerbare Energien? – Stromkosten und Versorgungssicherheit ohne die Einspeisung Erneuerbarer Energien in den Jahren 2011-2013" haben die Forscher im Rahmen der Initiative Campus Future Energy Systems (FES) für die Siemens AG die Strompreisentwicklung der vergangenen Jahre unter die Lupe genommen.

Börsenpreise ohne Erneuerbare erheblich höher
Auf der Basis historischer Daten der europäischen Strombörse EEX hat das Wissenschaftler-Team um Prof. Dr. Jürgen Karl vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik untersucht, wie sich Strompreise für Privathaushalte und gewerbliche Kunden entwickelt hätten, wenn nach dem Unglück von Fukushima in den Jahren 2011 bis 2013 keine erneuerbaren Energien für die Stromerzeugung verfügbar gewesen wären. Das hinsichtlich des Ausmaßes der Einsparungen überraschende Ergebnis zeigt, dass die Strompreissteigerungen in den vergangenen Jahren ohne eine Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik sogar noch deutlich höher ausgefallen wären als die aktuell diskutierten Strompreissteigerungen im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).

Der Grund dafür ist der Rückgang der konventionellen und nuklearen Stromerzeugungskapazitäten besonders durch den von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie nach Fukushima. Das verringerte Stromangebot an den bundesdeutschen Strommärkten hätte das Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage hin zu deutlich höheren Börsenpreisen verschoben. Demgegenüber wirkten sich der Ausbau Erneuerbarer Energien und das daraus resultierende Überangebot an den Strommärkten sogar erheblich preismindernd aus.

EEG-Umlage so hoch wie Mehrkosten, die ohne Erneuerbare entstanden wären
Die Analyse zeigt, dass sich im „Day-Ahead“-Handel – dem Handel von Strom für den Folgetag – auf dem Spotmarkt des European Power Exchange (EPEX SPOT) die Strompreise ohne Wind und Sonne beispielsweise für das Jahr 2013 aufgrund des erheblich geringeren Stromangebots im Mittel um 5,29 Cent pro Kilowattstunde erhöht hätten. Den Kosten der EEG-Umlage von etwa 20,4 Milliarden Euro stehen dadurch im Jahr 2013 Einsparungen für konventionell erzeugten Strom von rund 31,6 Milliarden Euro gegenüber. Aus den historischen Börsendaten errechnen sich damit für die bundesdeutschen Letztverbraucher – also Endverbraucher, die den Strom privat oder gewerblich verwenden und nicht weiterveräußern – im Jahr 2013 trotz der Mehrkosten durch die EEG-Umlage insgesamt Einsparungen in Höhe von etwa 11,2 Milliarden Euro.
Für Privathaushalte und gewerbliche Stromverbraucher entsprechen die rekonstruierten Mehrkosten von 5,29 ct/kWh in etwa der für dieses Jahr fälligen EEG-Umlage von 5,277 ct/kWh. Für die heute von der EEG-Umlage befreiten stromintensiven Betriebe hätte sich der Anteil der Erzeugungskosten an den Strombezugskosten der Studie zufolge sogar mehr als verdoppelt.

269 Stunden Nachfrage-Engpass ohne Wind- und Solarstrom
Neben den Mehrkosten, die durch den erneuerbaren Strom verhindert wurden, ist auch der stabile Netzbetrieb durch die Einspeisung erneuerbarer Energien sicher gewährleistet werden. Denn laut Studie wäre ohne Windkraft und Photovoltaik mit der maximal zur Verfügung stehenden konventionellen und nuklearen Erzeugungskapazität über 269 Stunden des Jahres 2013 die Nachfrage nicht gedeckt.
Durch den massiven Ausbau Erneuerbarer Energien reduzierten sich also für die Letztverbraucher nicht nur die Gesamtkosten des Strombezugs. Erneuerbare Energien erhöhen vor dem Hintergrund reduzierter konventioneller und nuklearer Kraftwerkskapazitäten auch die Versorgungssicherheit am bundesdeutschen Strommarkt.

Strompreissteigerung wegen weiterer AKW-Abschaltungen erwartet
Das Diskussionspapier zeigt außerdem, dass – unter der Voraussetzung, dass keine weiteren konventionellen Kraftwerke vom Netz genommen werden – bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien gemäß dem von der Bundesregierung beschlossenem Ausbaukorridor die Strombezugskosten für die bundesdeutschen Letztverbraucher bis 2020 in etwa konstant gehalten werden können. Mit der Abschaltung der verbleibenden sechs Kernkraftwerke bis 2022 wird sich das Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage so stark verschieben, dass mit Strompreissteigerungen von bis zu 7 ct/kWh in nur zwei Jahren zu rechnen ist. Spätestens ab 2023 ist es aus Sicht der Energieforscher der FAU daher unabdingbar, dass zusätzliche Erzeugungskapazitäten, insbesondere mit Technologien zur Spitzenlasterzeugung zur Verfügung stehen, um den Wegfall der Kernkraftwerke auszugleichen.

Im Rahmen der Initiative Campus Future Energy Systems (FES) arbeiten Siemens und die FAU gemeinsam an neuen Konzepten zur Nutzung erneuerbarer Energien, an modernen Speichertechnologien, und an kompakten, energieeffizienten Antrieben sowie kostengünstigen, flexiblen Verfahren für deren Fertigung. Das Diskussionspapier ist nach Angaben der FAU Erlangen-Nürnberg im Herbst 2014 vor dem Hintergrund öffentlicher Diskussionen um stetig steigende Strompreise entstanden.

© IWR, 2015

Weitere News und Infos zum Thema regenerative Stromerzeugung:
Grünstrom-Markt-Modell immer beliebter
Wie die EEG-Umlage funktioniert
Der BDEW Kongress 2015

05.02.2015

 



Jobs & Karriere - Energiejobs.de
Veranstaltungen - Energiekalender.de

Pressemappen - mit Original-Pressemitteilungen