Erste Windenergie-Ausschreibung: Kritische Branchenstimmen mehren sich
Berlin – Die Windbranche sieht die Ergebnisse der ersten EEG-Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land zunehmend kritisch. Vor allem die regionale Verteilung der bezuschlagten Projekte stört einige Akteure.
Der Bundesverband Windenergie (BWE) nennt die Ergebnisse der ersten Ausschreibung gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) „überraschend“. Vor allem der BWE-Landesverband Bayern vermisst eine notwendige „großräumige Verteilung der PV- wie auch der Windanlagen, um so die Wettereinflüsse zu nivellieren“.
BWE Bayern: PV- und Windzubau In Höhe von 10.000 MW pro Jahr notwendig
Wie der BWE-Landesverband Bayern bemängelt, sind bei der ersten Ausschreibungsrunde für die Windenergie an Land in Baden-Württemberg und Bayern zusammen nur sieben Windkraftanlagen bezuschlagt worden. Gemeinsam haben diese eine Leistung von 21,4 Megawatt (MW). Diese Anlagen könnten lediglich etwa 45 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr Strom liefern und damit nicht einmal ein Promille des zukünftig noch wegfallenden Atomstroms in den beiden Bundesländern. Auf Baden-Württemberg und Bayern entfallen zusammen weniger als drei Prozent der Zuschläge der Ausschreibung. Die Bundesländer Sachsen und Thüringen gingen gänzlich leer aus, so der BWE Bayern.
Raimund Kamm, BWE Landesvorsitzender Bayern, stellt fest, dass der Ausbaudeckel mit 2.800 MW brutto nur den „unvernünftigen Betrieb alter Atom- und Kohlekraftwerke“ schütz. Man brauche aber für Photovoltaik und Windkraft jeweils einen jährlichen Zubau von eher 10.000 als 8.000 MW.
LEE NRW: Ergebnis für NRW nicht zufriedenstellend
Kritik kommt auch aus NRW. Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), erklärte: „Für die Windenergie in Nordrhein-Westfalen ist das Ergebnis der ersten Ausschreibungsrunde nicht zufriedenstellend. Würde sich die Zuschlagsquote so fortsetzen, käme dies ab 2019 einer Halbierung des letztjährigen Ausbaus in NRW gleich.“ Auch Priggen fordert eine „deutliche Anhebung der Auktionsmengen“.
BWE-Präsident Albers will weitere Ausschreibungsrunden abwarten
Hermann Albers, Präsident des Gesamtverbands BWE, kann den Ergebnissen auch positive Aspekte abgewinnen. Man habe ein „gut vorbereitetes Verfahren erlebt“. Dass die erste Ausschreibungsrunde Wind an Land von Bürgerenergie geprägt war, ist für Albers „in dieser Massivität überraschend, aber erst einmal ein erfreuliches Signal.“ Nun stehe man allerdings vor der Herausforderung, die Genehmigungsverfahren umzusetzen, so der BWE-Chef. Albers fordert: „Sollte es zu einer Differenz zwischen bezuschlagter und genehmigter Leistung kommen, verringert sich das Volumen. Dieses sollte neu ausgeschrieben werden.“ Insgesamt gelte es, weitere Ausschreibungsrunden abzuwarten, bevor sich die Wirkung von Ausschreibungen auf die Akteursvielfalt, den Ausbau über ganz Deutschland hinweg und auf den zeitlichen Horizont des Zubaus einschätzen lassen.
© IWR, 2017
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