Studie sieht Zukunft des klimafreundlichen Straßengüterverkehrs in batterieelektrischen Lkw
© Daimler TruckBerlin - Der Straßengüterverkehr steht vor einer Antriebswende, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Nutzfahrzeug-Hersteller wie Daimler Truck verfolgen bislang eine Doppelstrategie mit wasserstoff- und batteriebetriebenen Fahrzeugen. Nach den Zwischenergebnissen eines aktuellen Forschungsprojektes liegen jedoch deutliche Vorteile bei batteriebetriebenen Fahrzeugen.
Ein aktuell laufendes Forschungsprojekt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der TU Dresden unter der Leitung des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu-Institut) kommt zu dem Zwischenergebnis, dass batterieelektrische Lkw die vielversprechendste Option für den Klimaschutz im Schwerlastverkehr darstellen. Der politische Fokus sollte daher künftig auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur liegen und die Energieeffizienzvorteile von Batterie-Lkw sollten in der Treibhausgasminderungsquote angemessen berücksichtigt werden.
Dynamische Marktentwicklung bei Batterie-Fahrzeugen wird ergänzt von Infrastrukturhochlauf
Nutzfahrzeuge über 3,5 t waren im Jahr 2022 für fast 30 Prozent der Emissionen des Verkehrssektors und für rund sechs Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Unter den Lkw sind derzeit rund 2,3 Prozent rein batterieelektrisch und unter den Sattelzugmaschinen sind es lediglich 0,3 Prozent - Tendenz steigend. Wasserstoff-Fahrzeuge gibt es dagegen noch fast gar keine. Mit einem klaren Fokus auf batterieelektrische Antriebe und den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur kann der Straßengüterverkehr einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, so das Zwischenfazit des Forschungsprojektes von DIW und TU-Dresden sowie Ifeu-Institut.
"Batterieelektrische Fahrzeuge haben gegenüber Wasserstoff-Lkw nicht nur große Vorteile bei der Energieeffizienz und den absehbaren Energiekosten, sondern auch die Marktdynamik spricht klar für sie", so Wolf-Peter Schill, Leiter des Forschungsbereichs "Transformation der Energiewirtschaft" am DIW Berlin. Die Forschenden empfehlen daher, den politischen Fokus klar auf den Hochlauf batterieelektrischer Lkw in Kombination mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur zu legen. "Batterie-Lkw können bis 2030 mit Abstand den höchsten realistisch erwartbaren Beitrag zum Klimaschutz im Straßengüterverkehr leisten", ergänzt Julius Jöhrens vom ifeu-Institut.
Die Studie zeigt, dass sowohl der Bestand als auch die Zahl verfügbarer Modelle batterieelektrischer Lkw in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen sind, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. Bei Wasserstoff-Lkw ist eine solche Entwicklung nicht zu beobachten. Zudem investiert die Privatwirtschaft derzeit erheblich in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw. Um möglichen Herausforderungen bei den Netzanschlüssen zu begegnen, könnten ergänzend auch Batteriewechsel- oder Oberleitungssysteme weiter erprobt werden.
In der Studie raten die Forschenden daher davon ab, die Nutzung von Wasserstoff im Schwerlastverkehr weiter zu fördern, da dies eine gänzlich andere Fahrzeug- und Infrastrukturtechnologie erfordern würde. "Eine klare Kommunikation der Bundespolitik zu Batterie-Lkw als zentraler Technologie könnte Lkw-Herstellern und -Betreibern Sicherheit bei anstehenden Investitionen geben", so Schill.
Vorteile von Batterie-Lkw bei Energieeffizienz sollten bei THG-Quote berücksichtigt werden
Die Forschenden empfehlen zudem, die Regelungen der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) so anzupassen, dass sie die Energieeffizienzvorteile von Batterie-Lkw angemessen berücksichtigen. Die THG-Quote ist ein Instrument zur Reduzierung fossiler Kraftstoffe im Verkehr, bei dem Unternehmen verpflichtet werden, ihre Emissionen zu senken. „Die Quote kann durch verschiedene Optionen erfüllt werden, einschließlich Elektromobilität und Wasserstoff. Allerdings berücksichtigt die aktuelle Systematik die höhere Energieeffizienz von batterieelektrischen Lkw gegenüber wasserstoffbetriebenen nicht ausreichend“, kritisiert Jöhrens vom Ifeu-Institut.
Daimler Truck verfolgt Doppelstrategie mit wasserstoff- und batteriebetriebenen Lkw
Erst am Montag (18.11.2024) hatte der Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler Truck die Förderzusage von Bund und Ländern über eine Gesamtsumme von 226 Mio. Euro bekannt gegeben, die darauf abzielt, die Entwicklung, Produktion und den Kundeneinsatz von Brennstoffzellen-Lkw im Rahmen einer Kleinserie von 100 Fahrzeugen zu unterstützen. Daimler Truck verfolgt bislang im Nutzfahrzeugsegment eine Doppelstrategie mit wasserstoff- und batteriebetriebenen Fahrzeugen und sieht Vorteile bei beiden Systemen.
Batterieelektrische Lkw sind dabei laut Daimler Truck die richtige Wahl für den Verteilerverkehr sowie im Falle des Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr bei regelmäßigem Einsatz auf planbaren Strecken mit geeigneten Entfernungen und Lademöglichkeiten. Lkw mit Brennstoffzelle können dagegen insbesondere für sehr flexible und besonders anspruchsvolle Anwendungen im Schwerlastverkehr und im Fernverkehr die bessere Lösung sein.
Darüber hinaus hält man bei Daimler Truck die Verfügbarkeit einer entsprechenden Infrastruktur und die Verfügbarkeit von ausreichend grünem Strom und grünem Wasserstoff als entscheidend für eine erfolgreiche Umstellung auf CO2-neutrale Antriebe. Daimler Truck ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass eine zügige und kosteneffiziente Abdeckung dieses Energiebedarfs und der Aufbau der notwendigen Infrastruktur nur mit beiden Technologien möglich ist.
© IWR, 2024
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