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Belgien schaltet drei weitere Atomkraftwerke endgültig ab – Doel 1 macht 2025 den Anfang

© Engie© EngieBrüssel – In Belgien wird heute im Laufe des Tages das Atomkraftwerk Doel 1 heruntergefahren und endgültig stillgelegt. Es ist das erste von drei belgischen Atomkraftwerken, das im Laufe des Jahres 2025 abgeschaltet wird. In den letzten fünf Jahren summiert sich die Zahl der AKW-Stilllegungen in Westeuropa bereits auf 17 Kernkraftwerke.

Nach dem belgischen Atomausstiegsgesetz wurden von den einst sieben Atomkraftwerken die beiden AKW Doel 3 und Tihange 2 im Jahr 2023 stillgelegt. Im Laufe des Jahres 2025 werden nun drei weitere Kernkraftwerke (Doel 1, Doel 2 sowie Tihange 1) die Stromproduktion endgültig beenden. Nur die beiden Kernkraftwerke Doel 4 und Tihange 3 sollen bis 2035 mit Hilfe staatlicher Subventionen in Betrieb bleiben.

Abschaltung der belgischen Atomkraftwerk Doel 1, Doel 2 und Tihange 1 im Jahr 2025
Heute, am 14. Februar 2025, wird im Laufe des Tages die Stromproduktion im Atomkraftwerk Doel 1 endgültig eingestellt. Am 15. Februar 1975 beginnt offiziell die industrielle Stromerzeugung im Atomkraftwerk Doel 1, ein halbes Jahr später folgte der siamesische Zwilling Doel 2. Mit einer Bruttoleistung von nur 454 MW fällt das Kernkraftwerk Doel 1 nach heutigen Maßstäben eher in die Kategorie Mini-Atomkraftwerke.

Die Abschaltungsarbeiten an Doel 1 werden jedoch erst nach dem 30. November 2025 erfolgen. Dann wird auch Doel 2 endgültig vom Netz gehen. Beide Atomkraftwerke teilen sich einen Kontroll- und einen Maschinenraum sowie viele gemeinsame Sicherheitssysteme.

Die beiden Atomkraftwerke Doel 1 und Doel 2 sollten ursprünglich bereits 2015 nach 40 Jahren Betriebszeit abgeschaltet werden. Im Herbst 2015 kam es zu einer Verlängerung um 10 Jahre, sodass die beiden Kernkraftwerke Doel 1 und Doel 2 noch bis zum 50. Betriebsjahr (2025) Strom produzieren.

An dem belgischen AKW-Standort Tihange ist im laufenden Jahr 2025 noch die Schließung des Atomkraftwerks Tihange 1 mit einer Bruttoleistung von 1.009 MW (01.10.2025) geplant.

EU prüft staatliche Subventionen: Verlängerung der AKW-Laufzeit für Tihange 3 und Doel 4
Die belgische Abgeordnetenkammer hatte eine Verlängerung der Laufzeiten der Kernreaktoren Doel 4 (1.026 MW) und Tihange 3 (1.030 MW) bis 2035 beschlossen. Die beiden Reaktoren nahmen 1985 ihren kommerziellen Betrieb auf und wären dann im Abschaltjahr 2035 ebenfalls 50 Jahre in Betrieb. Zur Finanzierung der jetzigen Laufzeitverlängerung wurde ein Joint Venture (BE-NUC) gegründet, an dem der belgische Staat und Electrabel je 50 Prozent Anteile halten.

Der belgische Staat plant u.a., dass der Atomstrom aus den beiden Atomkraftwerken Doel 4 und Tihange 3 auf dem Großhandelsmarkt (Day-Ahead-Handel) verkauft wird. Um das Marktrisiko für den Betreiber der beiden Atomkraftwerke zu begrenzen, ist eine staatliche Mindestvergütung für den Atomstrom vorgesehen. Fällt der Erlös für den Atomstrom an der Strombörse unter diese Mindestvergütung, dann zahlt der belgische Staat. Die EU-Kommission prüft die staatliche Beihilfe (C/2024/4921) für die Laufzeitverlängerung und hat die belgische Regierung zu einer Stellungnahme aufgefordert.

So kritisiert die EU-Kommission beispielsweise, dass die hinterlegte 2-Wege-CfD-Formel (Contract for difference) im Wesentlichen aus einem festen Erlös pro produzierter MWh Atomstrom besteht, die auf dem Ausübungspreis und der tatsächlich produzierten Strommenge basiert. Der Atomstrom-Produzent habe damit aber damit nur einen Anreiz, seine produzierte Leistung unabhängig von Marktsignalen zu maximieren, kritisiert die Kommission.

Markt für Atomkraftwerke in Europa – 17 AKW-Abschaltungen in nur fünf Jahren
In Westuropa sind seit 2020, d.h. in den letzten 5 Jahren, insgesamt bereits 17 Atomkraftwerke abgeschaltet und endgültig stillgelegt worden. Dem Abgang von 17 Kernkraftwerken stehen mit den Atomkraftwerken in Finnland (Olkiluoto 3), Frankreich (Flamanville 3) und der Slowakei (Mochovce 3) lediglich drei Neuzugänge entgegen.

Unter den Ländern mit der höchsten Anzahl an AKW-Stilllegungen zwischen 2020 und 2024 sind Großbritannien und Deutschland mit jeweils 6 stillgelegten Kernkraftwerken an der Spitze, vor Frankreich und Belgien mit je 2 Atomkraftwerken sowie Schweden mit einem stillgelegten Reaktor.

Unter der Berücksichtigung der Abschaltung von drei weiteren belgischen Kernkraftwerken steigt die Zahl der AKW-Stilllegungen allein zwischen 2020 und 2025 bereits auf 20 Atomkraftwerke, die nicht mehr für die Stromproduktion zur Verfügung stehen.

© IWR, 2025


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