Strompreise: Bundeszuschuss senkt Übertragungsnetzentgelte 2026 um mehr als die Hälfte - Erdkabel und Netzausbau bleiben Kostentreiber
© AdobeStockBerlin – Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) – 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW – haben die vorläufigen bundeseinheitlichen Netzentgelte für 2026 veröffentlicht. Die Senkung um mehr als 50 Prozent wird durch einen Milliardenzuschuss aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) möglich.
Die Bundesregierung plant, die Strompreise über einen Zuschuss zu den Netzentgelten auf der Höchstspannungsebene in Höhe von 6,5 Milliarden Euro zu senken. Ein Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 kWh würde so um rund 130 Euro pro Jahr entlastet, während gewerbliche Unternehmen mit hohem Stromverbrauch deutlich stärker profitieren. Die tatsächliche Entlastung für Endkunden hängt zusätzlich von den regionalen Verteilnetzentgelten ab.
Netzentgelte: Deutliche Entlastung der Strompreise durch geplanten Bundeszuschuss
Mit dem geplanten Zuschuss der Bundesregierung würde das durchschnittliche Netzentgelt auf der Höchstspannungsebene im kommenden Jahr 2026 um rund 57 Prozent sinken – von derzeit 6,65 ct/kWh auf 2,86 ct/kWh.
Die Übertragungsnetzbetreiber begrüßen die geplante Entscheidung ausdrücklich: Sie sehen darin einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Strompreise und zur Entlastung von Verbraucherinnen, Verbrauchern und Unternehmen.
Da das entsprechende Gesetz (§?24c EnWG) bislang noch nicht verabschiedet wurde, stehen die veröffentlichten Entgelte unter Vorbehalt. Sollte bis zum 5. Dezember 2025 keine Rechtssicherheit bestehen, könnten die endgültigen bundeseinheitlichen Übertragungsnetzentgelte entsprechend angepasst werden.
Die ÜNB sind gesetzlich verpflichtet, den Zuschuss vollständig zur Senkung der Netzentgelte einzusetzen. Sie erzielen dadurch selbst keinen finanziellen Vorteil. Der Zuschuss kommt allen Netznutzerinnen und Netznutzern zugute, die Strom aus dem Übertragungsnetz beziehen – und mittelbar auch den Endkundinnen und Endkunden in den unterlagerten Verteilnetzen.
Die Netzentgelte auf der Höchstspannungsebene machen nur einen Teil des Strompreises aus; Steuern, Umlagen und Strombeschaffungskosten sind davon nicht betroffen.
Netzausbau, Kosten und teure Erdkabel – Hintergründe zur Entwicklung der Netzentgelte
Die Entwicklung der Übertragungsnetzentgelte steht in engem Zusammenhang mit den Investitionen in den Netzausbau – sowohl auf der Höchstspannungs- als auch auf der Verteilnetzebene. Die Übertragungsnetzbetreiber sind für die Höchstspannungsebene zuständig. Großprojekte wie die Überlandleitungen SuedLink, SuedOstLink, A-Nord und Ultranet treiben derzeit die Kosten. Diese neuen Gleichstromverbindungen transportieren Strom aus norddeutschen Windregionen in die industriestarken Verbrauchszentren Süddeutschlands – ein zentraler Baustein der Energiewende.
Ein wesentlicher Kostentreiber ist der politisch beschlossene Vorrang für Erdkabel. Diese Entscheidung geht auf den sogenannten Erdkabelkompromiss der Großen Koalition (CDU/CSU & SPD) aus dem Jahr 2015 zurück, den der damalige bayerische Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) durchgesetzt hatte. Ziel war es, insbesondere den Widerstand in Bayern gegen neue Freileitungen zu verringern und die gesellschaftliche Akzeptanz für den Netzausbau zu erhöhen.
Erdkabel bieten Vorteile hinsichtlich Akzeptanz und Landschaftsschutz, führten aber zu aber zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen und erhöhten Planungs-, Bau- und Genehmigungskosten. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur sind sie im Höchstspannungsbereich vier- bis achtmal teurer als Freileitungen. Diese Mehrkosten wirken sich langfristig auf die Gesamtkosten der Übertragungsnetze und somit auch auf die Netzentgelte aus.
Ein weiterer Kostentreiber ergibt sich aus der ablehnenden Haltung Bayerns gegenüber einer Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen. Ohne regionale Preissignale müssen Engpässe im Netz physisch über zusätzliche Leitungen ausgeglichen werden. Das bedeutet längere Trassen, zusätzliche Umspannwerke und mehr Infrastruktur – insbesondere für Projekte, die Nord-Süd-Strom transportieren. Diese Maßnahmen erhöhen die Kosten des Netzausbaus zusätzlich.
Der Zuschuss aus dem Klima- und Transformationsfonds entlastet die Netznutzerinnen und Netznutzer kurzfristig für das Jahr 2026. Ob der Zuschuss dauerhaft gewährt wird, ist derzeit offen.
© IWR, 2025
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