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Mehr als Strom: Pilotprojekt in Offshore-Windparks von Vattenfall kombiniert Energieerzeugung und Algenzucht

© Vattenfall© VattenfallStockholm (Schweden) – Offshore-Windparks können mehr als nur Strom erzeugen. Ein Projekt von Vattenfall in Dänemark zeigt, wie sich bestehende Infrastrukturen effizienter nutzen lassen – etwa durch die gleichzeitige Zucht von Algen für die Lebensmittelproduktion. Eine Kombination, die neue Perspektiven für die maritime Energienutzung eröffnet.

Das Projekt WIN@sea verbindet die Nutzung der Offshore-Windenergie mit der Algenzucht in bestehenden Offshore-Windparks. In Vesterhav Syd, einem Offshore-Windpark von Vattenfall, wird fossilfreier Strom erzeugt – und gleichzeitig werden Meeresalgen kultiviert. Die Forschung im Rahmen von WIN@sea zeigt, dass die parallele Nutzung von Offshore-Windparks für die Strom- und Algenproduktion unter bestimmten Bedingungen möglich ist. Auch wenn sich das Projekt derzeit noch im Pilotstadium befindet, dürfte es wertvolle Erkenntnisse für eine nachhaltigere und effizientere Nutzung maritimer Flächen liefern.

Flächennutzung weitergedacht: Strom und Algen vom selben Standort
Können die Flächen von Offshore-Windparks auch für weitere Zwecke genutzt werden? Diese Frage steht im Zentrum des Projekts WIN@sea, das zunächst in den dänischen Windparks Kriegers Flak und seit dem vergangenen Jahr auch in Vesterhav Syd erprobt wird. Das Konzept: Windkraftanlagen mit der Zucht von Meeresalgen und Muscheln zu kombinieren – und so bestehende Nutzflächen effizienter zu nutzen.

Projektleiterin Annette Bruhn von der Universität Aarhus, die seit Jahren zur Algenzucht forscht, erläutert den Ansatz: „Die Bedingungen für die Algenproduktion sind nicht unbedingt in allen Windparks ideal. Aber wenn ein Gebiet im Meer vorhanden ist, das bereits für eine bestimmte Nutzung vorgesehen ist, ist es unserer Meinung nach sinnvoll, zu prüfen, ob wir dort auch andere Aktivitäten konzentrieren können. Auf diese Weise können wir die Fläche effizienter nutzen, und andere Bereiche schützen.

Für Bruhn liegt der Schwerpunkt von WIN@sea auf der intelligenten Nutzung bereits genutzter und damit naturbelasteter Gebiete für möglichst viele naturpositive Zwecke – ein Konzept, das als „marine multi-use“ bekannt ist. Das Modell kann helfen, ungenutzte Meeresräume zu entlasten und gleichzeitig zusätzliche ökologische und wirtschaftliche Funktionen zu integrieren.

Von der Forschung zur Anwendung: Erste Algensnacks aus dem Offshore-Park
Ein konkretes Ergebnis des Projekts: die Verarbeitung der geernteten Algen zu Lebensmitteln. In Zusammenarbeit mit Vattenfall entstand ein erstes Produkt, das unter dem Namen Wind Farm Seaweed Snacks vermarktet wird. Der US-Schauspieler und frühere Meeresbiologiestudent Samuel L. Jackson unterstützt die Kampagne.

Die eigentliche Bedeutung des Pilotprojektes liegt jedoch in der Forschung: Algen binden Kohlendioxid, reduzieren Nährstoffüberschüsse im Meerwasser und könnten so zur ökologischen Stabilisierung beitragen.

„Wenn wir alles auf die richtige, intelligente Art und Weise kombinieren können, werden wir in der Lage sein, auf derselben Fläche sowohl fossilfreien Strom als auch nachhaltige Nahrungsmittel zu produzieren. Möglicherweise können wir auch die Kohlendioxidemissionen verringern und Geld sparen, wenn wir für beide Zwecke dieselben Schiffe und dieselbe Besatzung einsetzen", so Bruhn.

Standorte mit Potenzial: Forschung legt wichtige Grundlagen
Nach zwei Algen- und einer Muschelsaison liegt der Fokus nun auf der wissenschaftlichen Auswertung. Dazu zählen die Analyse der Lebensmittelsicherheit und der Wachstumsmodelle sowie die Entwicklung von Instrumenten zur breiteren Erprobung der Methode. Außerdem wird eine umfassende Lebenszyklusanalyse durchgeführt, um herauszufinden, wie die doppelte Nutzung des Meeresraums Wirtschaft und Umwelt am besten beeinflussen kann.

Im Herbst sollen in Vesterhav Syd neue Seetangkulturen angelegt werden, während die Kultivierung in Kriegers Flak im Juli 2025 eingestellt wurde. Eine der besonderen Herausforderungen für Kriegers Flak ist der geringere Salzgehalt des Brackwassers der Ostsee, der sich negativ auf das Muschel- und Algenwachstum auswirkt.

Auch wenn das WIN@sea-Projekt nicht auf kurzfristige kommerzielle Produktion abzielt, liefern die Ergebnisse eine wichtige Grundlage für zukünftige Genehmigungs- und Planungsprozesse. „Die Ergebnisse sind auch deshalb wertvoll, weil sie in ein Modell einfließen, mit dem wir günstige und ungünstige Standorte für die Produktion von Meeresfrüchten identifizieren können. So können wir jegliche Zuchtbemühungen in Gebieten einstellen, in denen sie keinen Sinn machen“, so Bruhn.

So trägt WIN@sea dazu bei, potenzielle Mehrfachnutzungen im Offshore-Bereich systematisch zu erfassen – und ermöglicht fundierte Entscheidungen für künftige Projekte an der Schnittstelle zwischen Energie, Ernährung und Umweltschutz.

© IWR, 2025


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06.08.2025

 



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