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Uran-Abhängigkeit: 20 Atomkraftwerke russischer Bauart in der EU

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Münster - Die Abhängigkeit der europäischen Länder von fossilen Energieimporten ist bereits sehr hoch. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine werden große Anstrengungen unternommen, um die Abhängigkeit von russischem Öl, Gas und Kohle zu reduzieren und die Bezugsquellen zu diversifizieren.

Doch ein Energiesektor wird bisher weitgehend ausgeklammert, das ist der Betrieb alter Atomkraftwerke russischer Bauart in den EU-Ländern. Immerhin laufen in der EU noch rd. 20 Atomkraftwerke mit über 12.000 MW Kraftwerksleistung und produzieren Strom. Und diese Atomkraftwerke brauchen irgendwann neue Brennelemente. Ob diese Atomkraftwerke ohne technischen Support aus Russland sicher weiterbetrieben werden können, ist eine weitere offene Frage.

Die Atomgeschäfte in Russland werden vor allem über den Staatskonzern Rosatom abgewickelt. Das Unternehmen wurde 2007 vom heutigen Präsidenten Wladimir Putin gegründet, offensichtlich mit einer klaren Strategie. Rosatom bietet Nuklearleistungen ganzheitlich aus einer Hand an und schafft mit dieser Strategie hohe politische Abhängigkeiten zwischen Regierungen.

Der Bau und Betrieb von Atomkraftwerken ist in den meisten Ländern in staatlicher Hand. Jüngstes Beispiel ist der Bau eines Atomkraftwerks in Ägypten. Am 29. Juni 2022 hat die ägyptische Nuklear- und Strahlenschutzbehörde (ENRRA) Rosatom die Genehmigung für den Bau von Block 1 des Atomkraftwerks El-Dabaa NPP erteilt. Grundlage ist das am 11. Dezember 2017 in Kraft getretene Vertragspaket, das zwischen dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi und Wladimir Putin unterzeichnet wurde.

Rosatom baut nicht nur das ägyptische Atomkraftwerk nach russischem Design und Bauart in eigener Regie, gemäß den vertraglichen Verpflichtungen wird der Uran-Brennstoff für den gesamten Lebenszyklus der Anlage aus Russland geliefert.

Durch die noch immer hohe Abhängigkeit der AKW-Betreiber von russischen Uran-Brennelementen erscheinen der geplante Bau weiterer Atomkraftwerke in Europa und der Einsatz der von der Nuklearindustrie forcierten Small Modular Reaktoren (SMR) in einem ganz anderen Licht.

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07.07.2022